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Genzel hört Musik!

Nach langer Pause gibt Marilyn Manson endlich wieder Laut. Die erste Single vom neuen Album EAT ME, DRINK ME samt verstörendem Video gibt’s auf seiner Homepage zu sehen – www.marilynmanson.com, auf „Video Premiere“ klicken – ein längeres Interview mit MTV dazu gibt’s hier. Jesus, der Kerl klingt ja völlig fertig. Wie gehabt ist es in Mansons Welt schwierig abzuschätzen, wie ernst Statements gemeint sind, aber andererseits ist er auch jemand, der die Dinge vermutlich so extrem und entrückt wahrnimmt, wie er dort zu Protokoll gibt. Der Song ist jedenfalls ein feines, düsteres Stück für die Nacht, und allem Anschein nach hat das Album dazu kein Stück der Leichtigkeit, die noch auf THE GOLDEN AGE OF GROTESQUE entdeckt wurde – „Heart-Shaped Glasses“ klingt hypnotisch und schwer und kriecht mit ganz reduziertem Tempo dahin. Das Album erscheint am 5. Juni – ich freue mich drauf.

Ebenfalls wieder aufgetaucht sind 2 Mitglieder von 40 Below Summer – Gitarrist Jordan Plingos und Drummer Carlos Aguilar – und die machen jetzt Musik mit einer Tirolin namens Anja, die laut ihrer MySpace-Biographie schon im Alter von sechs Jahren voll Inbrunst verkündet hat, daß sie mal in Amerika singen würde. Ich wollte damals noch Bauarbeiter werden oder Computerspieleprogrammierer! Anyway, ich freue mich immer, wenn Musiker Beschäftigung finden, aber ich frage mich mal wieder, ob es eventuell an mir liegt, daß die ganzen Within-Nightwish-Evanescence-Temptation-Neugothic-Kapellen mit fröhlichem Metal hinten und dramatischer Walkyre vorne absolut gleich klingen …? Der Vollständigkeit halber: Anja auf MySpace.

Erinnern wir uns kurz an downthesun, diesen Haufen Losgelassener, deren erstes Album die Musik so extrem abgefackelt hat, daß die Band gleich mitverbrannt und im Nirgendwo verschwunden ist. Einer der, hihi, „Sänger“ – Aaron Peltz – ist jetzt in einer Gruppe namens On a Pale Horse, zusammen mit dem ganz frühen Slipknot-Gitarristen Josh Brainard. Bei downthesun – einer der heftigsten Adrenalinkicks 2002! – war’s ja immer recht schwer, die beiden Schreihälse auseinanderzuhalten (Peltz war der total durchgeknallte, im Gegensatz zu dem völlig überdrüber durchgeknallten Satone), hier singt Peltz etwas mehr – aber so richtig zünden die Alt.Metal-mp3s auf der MySpace-Seite der Band nicht. Im August gibt’s ein neues Album, das vom Slipknot-Bassisten Paul Gray produziert wird. Vielleicht wächst die Geschichte ja.

So, jetzt wird gefrühstückt.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    1 Comment

    1. Manson ist so eine postmoderne Hamlet-Figur. Da weiß man nie, wo die Inszenierung bzw. die Wahrheit anfängt oder aufhört.
      Ich habe allerdings immer meine Zweifel, wenn sich Sänger im Video als Sexsymbole und Superliebhaber inszenieren. Da drängt sich sofort der Kompensationsverdacht auf.

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