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Uncategorized / 11. Juni 2005

OK, die letzten paar Tage habe ich mir wohl wirklich eine Überdosis 24 verpaßt. Heute nacht habe ich ja wieder von Jack Bauer geträumt, aber diesmal war ich Jack, und es ging auch nicht um gemütliches Drehbuchschreiben. Die Story kriege ich nicht mehr so ganz zusammen, aber es gab mindestens eine Schießerei, bei der ich eine Kugel ins Bein abgekriegt habe – das hat mich aber natürlich nicht davon abgehalten, meine Patriotenpflicht zu erfüllen. Dann war da ein Angriff von einer Reihe Messerstecher, und ich habe drei von den Burschen gleichzeitig mit bloßen Händen in Schach gehalten. Einem habe ich schlichtweg mit der Hand das Messer festgehalten, das war sicher auch schmerzhaft, aber irgendwie nötig, und dann flog der Bösewicht auch schon über das Geländer ein paar Stockwerke nach unten.

In irgendeinem Altenheim hatten wir dann so eine Überwachungsaktion, wo die ganzen Baddies nicht wissen durften, daß wir da sind, und ich habe unsere junge Praktikantin ins oberste Stockwerk geschickt, wo sie dann auch prompt von irgendeinem langhaarigen Henchman erledigt wurde. Die Gewissensbisse hielten sich aber in Grenzen, schließlich mußte ja die Leiche versteckt werden, damit unsere Operation nicht auffliegt. „Negative. If we don’t hide the body, he will know CTU is watching him,“ habe ich dann meinen Untergebenen am Funk erklärt. Wer „he“ ganz genau war, weiß ich nicht mehr so genau, aber er war wirklich total böse und hatte einen ganz ausgeklügelten Plan, viel Unheil zu stiften und mich dabei zu erledigen. Oh, und dann kam ein Altenheimbewohner, der mir sagte, daß wir die Leiche doch da nicht einfach in den Schrank packen können. „Right now,“ habe ich ihm dann erklärt, „there are terrorists in the building. Our main priority is to bring them down.“ Ich denke mal, ich hab’s auch geschafft, dabei so ein Gesicht zu machen wie Kiefer, wenn er solche Sachen sagt. Der alte Mann hat sich dann verständnisvoll gezeigt und mir erklärt, er wäre ja früher mal Polizist gewesen, dann hat er mir seine Dienstmarke gezeigt, die er in seinem Altenheimbewohnerbademantel wohl immer mit sich herumträgt, und mir viel Glück gewünscht. Durchs Fenster habe ich dann die Wagenkolonne der schlechten Menschen abfahren sehen, und es gab einen dramatischen Kamerazoom auf den Langhaarigen, weil der mich in einem dramatischen Moment fast gesehen hätte – er schaut nochmal nach oben zum Fenster, ich dahinter, und einen Moment lang glauben alle Zuseher, er merkt etwas.

Der fiese Obermöpp saß übrigens mit Nina und irgendeiner anderen Frau im Wagen, und einen kurzen Moment lang habe ich dann nachgedacht, ob wir einfach einen air strike befehlen sollen, der den Wagen wegputzt.

Das große Finale bei einer Dinnerparty kriege ich leider nicht mehr zusammen, aber vielleicht war’s ja bloß ein Cliffhanger. Der wird dann heute nacht aufgelöst.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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