Im folgenden Gastbeitrag berichtet Dr. Wily von MIDNIGHT MOVIE, dem Romandebüt von Regisseur Tobe Hooper.
Ein sehr heiteres Buch mit dem überzeugendsten Klappentext der Welt. Ich zitiere:
“ … denken fällt schwer … muss Fleissch.
… SFleisch . … kaan ddddka adsfkjökl a ….“
Tagebucheintrag eines Unbekannten
Tobe Hooper kannte man bisher als Filmregisseur, und in dieser seiner Stammprofession hat er sich mit zwei Werken ins große Buch der Filmgeschichte eingeschrieben – zum einen mit THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, einem der einflußreichsten und intensivsten Horrorfilme aller Zeiten, und zum anderen mit POLTERGEIST, wenn auch aus für ihn unangenehmen Gründen. Er bleibt in seinem ersten Roman seinem angestammten Genre treu und erzählt hier eine Horrorkomödie rund um eine Zombieinvasion, in der er sogar selbst einer der Hauptprotagonisten ist. So wie Hooper in seinen Filmen nie besonders behutsame und subtile Geschichten erzählt hat, leert er auch hier literweise Blut, Innereien und vor allem bunt gefärbte Körpersäfte aus.
Geschrieben ist das Ganze eigentlich wie ein Dokumentarfilm. Die einzelnen Figuren erzählen (einfach mit vorgestelltem Namen, als wäre es ein Interview) in der Ich-Perspektive ihre Geschichte in kurzen Passagen, aus denen sich der Plot ergibt. Ergänzt durch zwischendrin eingestreute Blogeinträge, Tagebuchseiten, Twittermeldungen, Zeitungsartikel, Webberichte, Krankenakten und Polizeiprotokolle ist MIDNIGHT MOVIE eine sehr kurzweilige Angelegenheit.
Daß Tobe Hooper als Antiheld der Geschichte in bester Indiana-Jones-Manier eigentlich gar keine Lust auf das ganze Theater hat und sich nur widerwillig aufrappelt, um gegen die Untoten anzutreten, tut sein Übriges. Dazu der lapidare Tonfall und der schwarze Humor und fertig ist der Spaß. Er präsentiert sich mittels seiner fiktionalen Figur als sehr selbstironisch und uneitel, und die Grenzen zwischen dem echten Tobe Hooper und dem Buchcharakter verschwimmen vor allem dann wunderbar, wenn er erst über Hollywood und große Studios schimpft und ein paar Seiten weiter nackt gegen Zombies kämpft.
Schön finde ich auch, daß MIDNIGHT MOVIE nicht wie ein auf Roman umgebautes Drehbuch wirkt. Wie schon erwähnt, verwendet Hooper ja viele verschiedene Formen des geschriebenen Wortes, um die Geschichte zu erzählen. Im Anhang erwähnt er zwar, daß er das Buch für sehr filmisch hält (was sicher stimmt), aber es sind gerade die Passagen, die in einem Film so nicht funktionieren würden – nämlich wenn über den fast gesamten Mittelteil die Gesellschaft langsam auseinanderfällt und die Charaktere darüber berichten, was sie sich denken und wie sie sich fühlen, während sie sich langsam in Zombies verwandeln – die mir am besten gefallen haben.
MIDNIGHT MOVIE ist ein nie ernster und mit sichtlichem Spaß geschriebener Schabernack für Fans von Zombies, Horror sowie Zombiehorror – und natürlich Film und Kino. Denn daß es darum natürlich auch stark geht, sollte, wenn Tobe Hooper einen Roman schreibt, niemanden großartig überraschen.
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