[Film] Gerry (2002)

Uncategorized / 22. März 2006

Damon und Affleck in der Wüste.

GERRY von Gus van Sant. Der Film ist existentiell, pur, von poetischer Ästhetik und schrecklicher Leere. Zwei Freunde – Matt Damon und Casey Affleck – verlaufen sich in der Wüste. Mehr passiert nicht, und frei von jeglichem narrativen Ballast folgen wir den Beiden metaphorisch in ein alptraumhaftes Amerika, wo Menschen aufbrechen, um „the thing“ zu suchen und sich in der monumentalen Weite des Landes, in seiner endlosen Freiheit hoffnungslos verirren. GERRY – beide Freunde tragen den Namen Gerry – ist der erste Part in van Sants Todestrilogie – es folgten ELEPHANT und LAST DAYS – und er läßt uns stoisch in qualvoll langen und quälend leeren Einstellungen mit den Freunden ins Verderben stapfen. Anfangs wird noch ein bißchen geredet – über eine Quizshow, über ein Computerspiel – aber dann marschieren beide nur noch wortlos voran. Die atemberaubende Landschaft – so unbeweglich karg, so friedlich und trostlos zugleich – erscheint dabei immer surrealer, läßt die Verirrten letztlich wahrhaftig im Nichts verschwinden. Ein radikaler Film, mit dem Gus van Sant sich dezidiert gegen gängige Erzähl- und Inszenierungskonventionen stemmt, und dessen waghalsiges Experiment den Großteil der Zuseher einfach abschrecken muß. Faszinierend.

Gerry (USA 2002)
Regie: Gus Van Sant
Drehbuch: Casey Affleck, Matt Damon, Gus Van Sant
Musik: Arvo Pärt
Produktion: Altara / International Traders / Epsilon Motion Pictures / My Cactus
Darsteller: Matt Damon, Casey Affleck
Länge: 98 Minuten
FSK: 12

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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