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LAVALANTULA: Mit Police-Academy-Veteranen gegen billige Feuerspinnen

Manchmal ist die Besetzungsliste eines Films schon Anlass genug, dass man neugierig wird. Zum Beispiel im Falle von LAVALANTULA: Nicht ein Altstar aus der POLICE-ACADEMY-Reihe spielt da, auch nicht zwei oder drei – sondern gleich vier Rekruten aus der altehrwürdigen Akademie wurden reaktiviert! Neben „Mahoney“ Steve Guttenberg sind Michael Winslow („Jones“), Marion Ramsey („Hooks“) und Leslie Easterbrook („Callahan“) zu sehen. Außerdem mit von der Partie: Nia Peeples (DEEP STAR SIX, PRETTY LITTLE LIARS) und – in kleinen Auftritten – Carlos Bernard (24) und Leigh Whannell (bekannt als Schreibpartner von James Wan bei SAW und INSIDIOUS). Da lässt man sich doch durchaus gerne auf einen Film ein, der schon vom Titel her müder, pseudoironischer Asylum-Quark zu sein droht.

Große Lavaspinnen aus kleinem Effektbudget!

Die Story passt jedenfalls zum produzierenden TV-Kanal Syfy, der ja auch schon Schnodderstreifen wie 2-HEADED SHARK ATTACK, PIRANHACONDA, ARACHNOQUAKE oder SHARKTOPUS auf das trashhungrige Publikum losließ: Nach einem massiven Erdbeben in Los Angeles kommen gigantische, feuerspeiende Taranteln aus dem Erdreich und greifen die Bewohner der Stadt an. Im allgemeinen Chaos folgen wir dem Actionfilmstar Colton West (Steve Guttenberg), seiner Frau Olivia (Nia Peeples) und seinem Sohn Wyatt (Noah Hunt), die sich teils getrennt, teils gemeinsam durch den wahnwitzigen Angriff kämpfen müssen. Für POLICE-ACADEMY-Freunde sollte vielleicht gleich eine Einordnung folgen: Guttenberg spielt die Hauptrolle, die anderen drei haben weitaus kleinere Rollen – Winslow und Ramsey tauchen kurz zu Beginn und dann erst wieder zum Finale auf, während Leslie Easterbrook nach einer Szene auch schon wieder aus der Handlung verschwindet. (Im Promo-Material erklärt sie, dass das Skript das beste sei, was sie je gelesen habe, was durchaus Anlass zur Sorge hinsichtlich ihrer sonstigen Angebote gibt.)

Dabei hat LAVANLANTULA aber durchaus einige angenehme Überraschungen zu bieten. Die erste: Steve Guttenberg macht eine gute Figur als ramponierter Actionheld. Guttenberg war ja schon immer jemand, der immens sympathisch in seinen Rollen wirkte – er machte bereits zu seiner Hochzeit in Filmen wie POLICE ACADEMY, COCOON oder NUMMER 5 LEBT! stets den Eindruck, dass er selbst am meisten davon überrascht ist, dass er hier durch Hollywood turnt, und jetzt alle an diesem Vergnügen teilhaben lassen will. So nimmt er sich auch in LAVALANTULA nie zu ernst, lässt sich ein paar nette Seitenhiebe gefallen (sein großer Erfolgsfilm „Clown Cops“ sei schon 25 Jahre alt, heißt es an einer Stelle), hat Spaß an den Comedy-Elementen und erdet die Sache aber gleichzeitig so, dass seine Figur nie zur Lachnummer verkommt.

Sgt. Callahan (Leslie Easterbrook) heißt hier irgendwie anders, aber so wichtig ist es nicht.

Die zweite Überraschung: So zynisch und egal, wie es viele dieser modernen absichtlichen Trash-Nummern sind, fällt LAVANLANTULA überhaupt nicht aus. Freilich nimmt Regisseur Mike Mendez die Prämisse der Lava-Riesenspinnen nie allzu ernst und erzählt mit Augenzwinkern – da darf schon mal Ian Ziering aus den SHARKNADO-Streifen über die Straße laufen und erklären, dass er leider grad nicht helfen kann, weil er mit den Haien schon alle Hände voll zu tun hat. Aber Mendez versucht gleichzeitig, doch ein unterhaltsames Monster-Movie aus der Geschichte zu spinnen – eines, in dem sich Action und Comedy die Waage halten und man nicht einfach nur permanent auf den Bildschirm zeigen soll, wie doof das doch alles ist. Dementsprechend fallen sogar die Effekte der feurigen Viecher überraschend liebevoll gestaltet aus – nur die Effekte drumherum, beispielsweise diverse Explosionen, sehen mal wieder wie draufgeklebte Fertig-Animationen aus.

Im Finale gibt es dann für die ACADEMY-Freunde das Nostalgiepaket, wenn Guttenberg, Ramsey und Winslow sich vereint gegen die Spinnen wehren. Winslow darf wieder ein wenig den Geräuschemacher spielen und mit verschiedenen Stimmen hantieren, und an einer Stelle sitzt Steve Guttenberg daneben und grinst einfach nur, als hätte er vergessen, dass die Kamera auch auf ihn gerichtet ist.

Genauso sind Michael Winslow (links) und Steve Guttenberg auch …

… 28 Jahre zuvor durch das Intro von POLICE ACADEMY 4 gefahren.
Statt Feuerspinnen gab es damals Bobcat Goldthwait.

Wir wollen uns nicht missverstehen: Natürlich ist LAVALANTULA kein preisverdächtiger Film. Aber Mendez und seine Schauspieler gehen vergnügt an die Sache heran und machen einiges mehr, als sie in diesem Korsett machen müssten. Das Ergebnis ist vor allem eins: sympathisch.

 

Lavalantula – Angriff der Feuerspinnen (USA 2015)
Originaltitel: Lavalantula
Regie: Mike Mendez
Drehbuch: Neil Elman, Mike Mendez & Ashley O’Neil
Kamera: Richard J. Vialet
Musik: Chris Ridenhour
Produktion: Anthony Fankhauser
Darsteller: Steve Guttenberg, Nia Peeples, Patrick Renna, Carlos Bernard, Michael Winslow, Marion Ramsey, Leslie Easterbrook, Diana Hopper, Ian Ziering, Leigh Whannell

Die Screenshots stammen aus dem YouTube-Trailer.

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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