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Unterwassermusik

Genzel hat den ganzen September über nichts gebloggt! Naja, das kennen wir ja schon. Um aber den Monat nicht ganz leer zu lassen, soll doch noch kurz vor Mitternacht das eTagebuch gefüttert werden.

Samstag ist nämlich mein God-Lives-Underwater-Fanpackage aus den Staaten bei mir eingetrudelt. Für schlappe $65 (beim jetzigen Umrechnungskurs also ungefähr 43 Schilling) habe ich mir das Buch DREAMS ARE UNFINISHED THOUGHTS von Brian Paone gekauft – ein Freund des viel zu früh verstorbenen GLU-Sängers David Reilly, der hier seine Erinnerungen an Reilly als Memoiren niedergeschrieben hat. Man merkt, wieviel Paone diese Freundschaft bedeutet haben muß, denn in jeder Erzählung wird klar, wie sehr er Reilly bewundert hat und wie wichtig ihm er und seine Musik war. Herausgekommen ist also keine schnöde Biographie, sondern eine persönliche Erzählung eines Fans der ersten Stunde, der schnell in den engeren Kreis der Band kam und nach und nach eine tiefere Freundschaft mit David Reilly schloß. Essential reading für jeden Fan von God Lives Underwater.

Ebenso dabei im Fan Package: Diverse CDs, darunter das letzte Livekonzert der Band (aus dem Jahr 2000, in eher mumpfiger Klangqualität) und ein Akustik-Solo-Set von Reilly (aufgenommen 2001). Letzteres kündigt Reilly mit den Worten „This is going to be really mellow, so it’s okay if you wanna sit down“ an – und es ist überraschend, wie gut viele der Elektro-Industrial-Rocker der Band auf der Akustikklampfe funktionieren. Reilly redet viel mit dem Publikum, erzählt während des Saitenstimmens von einem Tom & Jerry-Cartoon, aber der stärkste Moment ist, wenn er „Whatever You Got“ singen will. Der Song fängt mit den Worten „I feel the train changing tracks“ an, und Reilly versichert vor dem Song, daß es nicht um seine Freundin geht, die kurz zuvor bei einem Zugunglück ums Leben kam. Dann setzt er zweimal mit dem Song an und muß beide Male abbrechen, weil ihn die Zeile jetzt nun doch daran erinnert. Nach dem zweiten Versuch entschuldigt er sich, sagt: „It has been a rough year“, und dann: „I’m gonna skip it and play a lighthearted song … do I have lighthearted songs?“

Weil’s so schön ist, hier das Video zu „From Your Mouth“, einer Single vom zweiten GLU-Album LIFE IN THE SO-CALLED SPACE AGE. Regie: Roman Coppola!

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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