NECROPOLIS – DIE BLUTSAUGER VON MANHATTAN: Satan sucht die Videothek heim

Uncategorized / 3. Juni 2014

Aufregende Plakate sind bei Videothekenware selten mit wirklich aufregenden Filmen gleichzusetzen – und doch reizt es einen immer wieder auf’s Neue, die Streifen mit den schönsten Groschenheft-Motiven zu begutachten. Im folgenden Gastbeitrag erläutert uns der tapfere Don Arrigone, warum die Empire-Produktion NECROPOLIS in der Liste seiner Lieblingsfilme nicht in den obersten Regionen steht.

Reinkarnation und die ewige Wiederkehr immer gleicher Abläufe – NECROPOLIS behandelt nicht gerade spannungsarme Themen. Aber daß mich beim Ansehen schon bald das Gefühl beschleicht, ein Déjà-Vu zu haben, ist selbst angesichts der Thematik kein gutes Zeichen, sind die Erinnerungen, die (in) mir hochkommen, doch geprägt von immenser Langeweile, die ich schon bei ähnlichem Schrott verspürt habe. Das Nirvana, das mich aus dem ewigen Kreislauf erlöst, scheint weit entfernt. Und so fühle ich mich tatsächlich 70 Minuten Ewigkeit lang, als würde ich nicht mit Herrn Genzel auf einer Couch sitzen, sondern mit dem alten Sisyphos, und als wäre NECROPOLIS ein ungemein schlechter Scherz grausamster Götter (und nicht bloß eine weitere Produktion von Charles Band).

Die Handlung ist schnell erzählt, da nicht vorhanden. Eine Hexe will im Jahre 1686 eine junge Frau ermorden, die gerade ihrem Zukünftigen das Ja-Wort gibt, und wird dabei von einem schwarzen Sklaven aufgehalten. 300 Jahre später wiederholt sich dieselbe Geschichte mit denselben Charakteren. Damit ist der Plot, der in keinster Weise so verständlich ist, wie meine Beschreibung es nahelegt, tatsächlich schon erledigt. Drehbuchautor Bruce Hickey hatte wohl Feierabend oder einfach keinen Bock mehr – wer könnte es ihm verdenken? – und war dann auch so konsequent, nie wieder einen Film zu verbrechen.

Womit soll man dann die Spielfilmlänge füllen? Einerseits gibt es da natürlich die Möglichkeit, die Hauptdarstellerin – die tatsächlich sehr ansehnliche LeeAnne Baker – in engen Lederklamotten lasziv vor der Kamera tanzen zu lassen. Und tatsächlich, das hätte ein Film werden können, den ich mir gerne ansehe! Leider hört die Frau aber recht bald zu tanzen auf und widmet sich stattdessen diversen Machenschaften, die für mich nicht durchschaubar sind (schminken, mit Satan tratschen, Leute ermorden – was Hexen halt so die liebe lange Nacht über machen). Außerdem spaziert sie gern in der Gegend herum, wobei ihre Stöckelschuhe selbst auf Teppich hallen, als würde sie eine leere Lagerhalle durchqueren.

Vor allem legt sie großen Wert darauf, Personen feinfühlig Handlungen mit negativen Folgen nahezulegen. „Verlass deine Freundin für mich!“ – „OK!“; „Verlass deinen Freund für mich!“ – „Warum nicht?“; „Nimm das Messer und schnitz dir die Pulsadern auf!“ – „Ne…?“ – „Komm schon…“ – „Na, wenn du das sagst…“. Wahrlich, eine sehr überzeugende Frau. Was genau sie mit all den Schandtaten bezweckt, ist mir natürlich nicht klar; der Plot hat sich längst zur Ruhe gesetzt und genießt seinen Lebensabend bei einem guten Glas Wein.

Die Polizei ermittelt derweil, wie es zu den seltsamen Todesfällen kommt. Daß an jedem Tatort seltsamer, glibberiger Schleim zurückbleibt, verunsichert niemanden außer dem schwarzen Priester, am wenigsten den schlecht gelaunten Forensiker, der sämtliche andere Charaktere beschimpft – vielleicht hat aber auch nur der Schauspieler begriffen, worauf er sich eingelassen hat. Die Handlung geht nur voran, weil nach dem Ausscheiden des Autors und dem Wegzug des Plots das Drehbuch langsam, aber sicher bedenklich dünn wird.

Die Hexe, deren Schuhe immer noch die Lautsprecher erzittern lassen, läßt sich währenddessen vier weitere Brüste wachsen und säugt einer Sau gleich (die Wortwahl hier rein auf das Feld der Biologie bezogen, keine Sauerei des Rezensenten) eine kleine Anzahl Untoter, die nichts mit dem restlichen Film zu tun haben. Ebenso wenig wie die Szene an sich. Und ebenso wenig wie die Szenen davor und danach.

Schließlich und endlich kommt es zum Showdown, in dem die Hexe vernichtet wird, bzw. wie es das Klischee vorschreibt und wie es das Thema der Wiederkehr nötig macht, eben doch nicht. Und so hallen schon bald wieder Stöckelschuhe durch Fabrikhallen, bzw. durch die Nacht.

Inzwischen hat mich auch die traurige Nachricht erreicht, dass der Plot nach kurzer, aber schwerer Krankheit verstorben ist. Er hinterließ eine Frau, zwei Kinder und einen kleinen Hund, der in diesem Film eine kleine Nebenrolle hätte spielen sollen.

Necropolis – Die Blutsauger von Manhattan (USA 1986)
Originaltitel: Necropolis
Regie: Bruce Hickey
Buch: Bruce Hickey
Musik: Don Great
Kamera: Arthur D. Marks
Darsteller: LeeAnne Baker, Michael Conte, Jacquie Fitz, Andrew Bausili, Nadine Hartstein






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Don Arrigone
Als Kind ausgesetzt und im Kloster zum Heiligen Massacesi aufgezogen. Zeigte schon in jungen Jahren Interesse an jeglicher Art von Film, insbesondere aber an den Genres Horror und Thriller. Studium der Theologie, Magisterarbeit zur Darstellung der Nonne im italienischen Film des 20. Jahrhunderts. Priesterweihe, und Beitritt zum Geheimorden der Fratri Rossi. Tod während einer nächtlichen Orgie, aufgrund seines sündigen Lebenswandels hinabgefahren in die Hölle. Gefangen im 9. Zirkel der Unterwelt und somit gezwungen, bis zum jüngsten Tag Videothekenfutter zu rezensieren.





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