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[Film] Bikini Spring Break (2012)

Viele Leute glauben, daß die Firma The Asylum nur hemmungslos beknackte Monster-Trashfilme auf den Markt wirft. Von wegen! Nebenher wirft die Produktionsstätte nämlich auch hemmungslos beknackte Sexkomödien auf den Markt. Wie diese hier zum Beispiel: BIKINI SPRING BREAK, die exakt drei Sekunden braucht, bis nackte Oberweiten zu sehen sind, und in den restlichen 87 Minuten ganz genau das bietet, was Titel und Poster versprechen. Das ist wahrer Kundendienst.

Der Film folgt fünf dauerhaft spärlich bekleideten Mädels, die in einer Blaskapelle spielen und für einen Wettbewerb innerhalb kürzester Zeit nach Florida fahren müssen. Der Rest der Band nimmt den Flieger, aber unsere fünf Schätzchen müssen mit dem Bus reisen, weil kein Geld dafür da war, die Instrumente ebenfalls per Flugzeug zu transportieren. Weil die etwas unterbelichtete Zoe unterwegs Normalbenzin statt Diesel tankt, bleibt ihr Bus aber liegen, und die Damen sitzen in einem kleinen Kaff fest, wo gerade der Spring Break gefeiert wird. Dort bieten sich viele alternative Methoden, um Geld für die Weiterreise zu sammeln: Ein Wet-T-Shirt-Contest zum Beispiel, oder Frauencatchen in Götterspeise. Da sag noch mal einer, daß die Handlung von Sexploitation-Komödien immer doof und konstruiert ist!

Ja, BIKINI SPRING BREAK nutzt jede Gelegenheit, unser Quintett zur Schau zu stellen. In heiteren Montagen – viel Slow Motion, viele Close-Ups, viel College-Rock auf Heavy Rotation – können wir dem Wet-T-Shirt-Wettbewerb beiwohnen, mit den Mädels einen Stripclub besuchen, oder zusehen, wie Zoe beim Reiten auf einem mechanischen Stier vor lauter Geschwindigkeit die Klamotten wegfliegen. Es hat schon einen gewissen Witz, wie unverschämt offensichtlich das Skript (das von einer Frau mitverfaßt wurde!) nach jeder Gelegenheit giert, dem Zuseher unter fadenscheinigen Vorwänden immer wieder wenig bis gar nicht bekleidete Brüste unter die Nase zu halten.

Wenn nicht gerade Körper begutachtet werden, gibt’s Comedy der ausgefeiltesten Sorte. Trotz intensiven Nachdenkens fällt mir aber leider gerade kein Beispiel für einen gelungenen Witz ein. Zoe und Kollegin Alice jedenfalls sind nicht allzu hell im Oberstübchen, was natürlich für beständige Heiterkeit sorgt, und drumherum gibt es ein wenig Slapstick und noch mehr Situationen, wo Kleidung von der Knechtschaft des Körpers befreit wird. Beispielsweise ganz am Anfang, als Zoe (ja, nackt) mit einer Webcam herumspielt und nicht mitkriegt, daß diese eingeschaltet ist und ihr Bild geradewegs ins Stadion überträgt. Hilarious!

Was gibt es sonst zu sagen zum BIKINI SPRING BREAK? Abgesehen vom aufpolierteren Look würde der Streifen prächtig in die Glanzzeit der Sexkomödie passen, die glorreichen Achtziger, in denen diese prinzipiell völlig harmlosen Filme wie am Fließband produziert wurden. Im Vergleich zu anderen Asylum-Filmen dieser Bauart (BARELY LEGAL oder THE 18 YEAR OLD VIRGIN) wirkt BIKINI SPRING BREAK sogar noch etwas, ähem, bodenständiger – was nicht heißen soll, daß er nicht alle Bedingungen des Genres komplett und mit Wonne erfüllt. Die Mädels haben sichtlich Spaß an der Sache, was die Angelegenheit durchaus sympathisch macht.

Ach ja, in einer Nebenrolle läuft übrigens ein etwas zerknittert aussehender Robert Carradine durchs Bild, der ja in den Achtzigern mit REVENGE OF THE NERDS einschlägige Erfahrung in diesem Filmsektor sammeln konnte. Und jetzt fällt mir wirklich nichts Berichtenswertes mehr ein.

Danke, Asylum. Weitermachen.



Bikini Spring Break (USA 2012)
Regie: Jared Cohn
Buch: Jared Cohn & Naomi Selfman
Produktion: David Michael Latt
Darsteller: Robert Carradine, Rachel Alig, Virginia Petrucci, Samantha Stewart, Erica Duke, Jamie Noel, Erin O’Brien, Barrett Perlman

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    1 Comment

    1. Es gibt kein Tentakelmonster und Fliegersirene? Dann kann es nur Schund sein!

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