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DIE TOLLDREISTEN KERLE VOM LÖSCHZUG 34: Hemmungslos blöder Klamauk

Hab‘ ich ein Glück! Von den unzähligen Filmen, die die beiden italienischen Komiker Franco Franchi und Ciccio Ingrassia zusammen gemacht haben, sehe ich mir als allererstes einen Streifen mit dem schwungvollen Titel DIE TOLLDREISTEN KERLE VOM LÖSCHZUG 34 an. Ungefähr 76 Minuten und mindestens fünfmal so viele Grimassen später werfe ich einen Blick in mein treues Lexikon des Internationalen Films, wo steht: „In der Serie ‚Zwei Trottel‘ das wohl dümmlichste Produkt“. Sehr gut! Das bedeutet, was immer ich mir noch mit den beiden anzusehen wage – vielleicht ZWEI TROTTEL GEGEN GOLDFINGER? Oder WIR, DIE TROTTEL VOM 12. REVIER? – muß zwangsläufig weniger blöd sein. Ich eile aber mal nicht herbei, um das zu überprüfen.

Der titelgebende Löschzug 34 ist der saublödeste Trupp der italienischen Feuerwehr. Der Verein scheint ein eher militärisch organisierter Haufen zu sein, bei der ein Kommandant seine Untergebenen herumscheucht – nur daß die Männer allesamt so ziemlich die letzten sind, die man im Notfall rufen sollte. Bei der Übung pumpen sie schon mal Benzin statt Wasser auf das Übungsfeuer, beim Einsatz sägt der Feuerwehrmann einfach mal, um einen Papagei zu retten, einen Baumast ab, auf dem er auch selber sitzt.

Das Geschehen dreht sich dabei zumeist um den Hauptmann Ciccio Barrese (Ciccio Ingrassia) und den Feuerwehrmann Francesco Perricone (Franco Cranchi). Letzterer duzt seinen Vorgesetzten permanent, weil sie eigentlich Cousins sind, aber der verbietet ihm das laufend – es wäre ein Running Gag, wenn es witzig wäre. Viel Handlung folgt nicht – abgesehen davon, daß Ciccio es auf die Verlobte von Francesco abgesehen hat und verschiedene Sabotage-Versuche startet. Drumherum passiert viel Unfug, und zum Schluß dürfen die beiden noch einen fiesen Möpp zur Strecke bringen, der Sprengstoff in Seife versteckt. Nein, ich weiß nicht wirklich, warum.

Franco Franchi.

Wer Italo-Komödien im Allgemeinen und die Filme von Regisseur Bruno Corbucci im Speziellen kennt, ist schon vorgewarnt, daß DIE TOLLDREISTEN KERLE VOM LÖSCHZUG 34 dem hemmungslos infantilen Klamauk frönt. Vor allem Franco grimassiert sich so ausufernd durch sämtliche Szenen, daß Alvaro Vitali dagegen wie ein stoischer Charaktermime wirkt. Daneben agiert ein aufgebrachter Befehlshaber, der selten fertig sprechen kann, weil er immerzu stoßende Keuchhustenlaute von sich gibt. Kein Witz ist zu blöde, kein Slapstick zu simpel: Die Jungs springen alle gleichzeitig an die Feuerwehrstange und bleiben dann im Loch stecken, dann rotieren sie mit den Leitern herum, die sie ihren Kollegen auf die Köpfe hauen. Bei einer versperrten Tür schnappen sie sich flugs mal einen Kollegen (Lino Banfi!), mit dessen Kopf sie sie einzurennen versuchen. Und als Ciccio an einem Seil zieht, das Kollege Franco oben in einen Kamin eingelassen hat, um eine darin festsitzende Katze aufzuscheuchen, fliegt der gute Mann natürlich kopfüber den Schornstein herunter.

Vielleicht ist mancher Witz im italienischen Original erheiternd und bleibt für uns nur befremdlich – in der deutschen Fassung herrscht jedenfalls nur permanente Hysterie. Das kann manchmal zur Folge haben, daß man gewissermaßen trotzdem lacht – weil das Prozedere einfach derart blöde und chaotisch über die Leinwand purzelt, daß man nur noch aufgeben kann. Um als unterhaltsam alberner Unfug durchzugehen, fehlt dem Film aber doch alles, was eine Komödie braucht – egal, wie doof der Humor ist: Von Timing ist keine Spur, von komischer Zuspitzung ebensowenig. Auch formal ist der Streifen völlig reizlos: Corbucci stellt seine Kamera irgendwohin und läßt alle Beteiligten herumhampeln, dazu trötet heitere Musik ohne jeglichen Bezug zum Geschehen.

Es kann aber natürlich auch sein, daß ich DIE TOLLDREISTEN KERLE VOM LÖSCHZUG 34 nur deshalb nicht zu schätzen weiß, weil ich die vorigen 33 Löschzugsfilme nicht gesehen habe. Muahaha, Tusch!

 

Die tolldreisen Kerle vom Löschzug 34 (Italien 1968)
Originaltitel: I 2 pompieri
Regie: Bruno Corbucci
Buch: Bruno Corbucci, Sergio Bonotti, Luciano Ferri
Kamera: Faustro Zuccoli
Musik: Sante Maria Romitelli
Darsteller: Franco Franchi, Ciccio Ingrassia, Monica Pardo, Liz Halvorsen, Dante Maggio, Adriano Micantoni, Poldo Bendandi, Lino Banfi

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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