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Filmnotizen: I, Robot / Das Ding aus einer anderen Welt

I, ROBOT (2004). Ich mag Alex Proyas, auch wenn nicht alle seine Filme gleich stark sind – aber mir gefällt die Ambition, in großangelegten Genre-Blockbustern philosophische Konzepte zu thematisieren und das mit der großen Skala zu verknüpfen. I, ROBOT basiert auf Isaac Asimov und stellt die Frage, was einen Menschen ausmacht: Im Jahr 2035 verrichten menschenähnliche Roboter für uns alle niederen Aufgaben – bis sie durch Evolution eine Bewußtseinsstufe erreichen, bei der sie sich über unsere Befehle hinwegsetzen können.

Nein, perfekt ist der Film bei weitem nicht. Hauptproblem sind die CGI-Animationen, die alles nach Trickfilm aussehen lassen: Keine der Roboterbewegungen und keine der Actionsequenzen vermittelt irgendein Gefühl für Physikalität, für Gewicht und Körperlichkeit, für Aktionen und Reaktionen. Alles springt heiter umher, ohne dabei im geringsten Sinne glaubwürdig zu wirken. Das unterminiert natürlich die Effektivität der Geschichte, deren Schauwerte ja eigentlich mehr mitreißen sollen, als sie es letzten Endes tun. Und obwohl ich Will Smith mag, ist er kaum die richtige Besetzung für den anachronistischen Maschinenhasser, der lieber noch selber Auto fährt und keinem Gerät traut, das mit ihm redet – da hätte es einen kantigeren und weniger strahlenden Darsteller gebraucht als Will Smith, der immer ein wenig zu lässig wirkt und einfach nicht der Typ ist, dem man unbedingt abkauft, daß etwas an ihm nagt oder ihm etwas an die Nieren geht.

Trotzdem ist I, ROBOT nicht uninteressant. Die Gegenüberstellungen von Künstlicher Schaffung und Evolution, von kalter Logik und der Sinnhaftigkeit der Unvernunft, von politischen und religiösen Motiven werfen durchaus einige spannende Ideen auf. Der schönste Austausch im Film ist der, als Will Smith mit einem Roboter über dessen Beschränkungen diskutiert. „Können Roboter eine Sinfonie komponieren, oder eine Leinwand in ein großes Meisterwerk verwandeln?“, will er wissen. Der Roboter schaut ihn neugierig an: „Können Sie das denn?“

DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT (1982). John Carpenters vermutlich bester Film. Vielleicht wäre das auch ASSAULT ON PRECINCT 13, aber wahrscheinlich ist es der hier. Perfekter Terror. Was braucht man noch dazu zu sagen?

Außer vielleicht: Wie großartig und fantastisch schaut der Film doch jetzt auf BluRay aus. Die weiten Bilder strahlen absolut sauber und scharf. Die Bildqualität ist besser als bei BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA auf BluRay, der ja auch schon richtig schön aussah. Aber der hier, der ist in Blu nochmal ein ganz anderes Biest: Er wirkt.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

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