Filmnotizen: Reign of Fire / Die Stunde, wenn Dracula kommt

Uncategorized / 4. Januar 2006

Genzel bequemt sich ins Jahr 2006!

Während ich immer noch darauf warte, daß sich Inode und die Telekom bequemen, die Störung bei meinem Anschluß zu beseitigen – immerhin hat gestern jemand angerufen, um mir zu sagen, daß daran gearbeitet wird – lassen natürlich auch diverse Jahresrückblicke auf sich warten. Nun, wenn das Jahr 2005 zu weit zurückliegt, streiche ich natürlich alle Schulterblicke nach hinten und sehe lieber nach vorne, wo sich 2006 schon ganz vielversprechend anläßt.

Gestern gesehen: REIGN OF FIRE, und eigentlich nicht nur, weil Christian Bale drin ist. Der hat eh nicht viel zu tun, weil er neben Matthew McConaughey die undankbarere Rolle hat, während letzterer mit viel Freude den harten Burschen heraushängen läßt – gut, aber nicht hundertprozentig überzeugend, weil er in den Augen viel zu soft ist für einen ultraharten Krieger , der gerne mal seine Männer ins Verderben schickt. Der Film selbst? Sieht gut aus, ist sehr laut, hat den wohl atonalsten, dissonantesten, düstersten Orchesterscore seit langer Zeit (die CD habe ich jüngst wieder in meinem Regal entdeckt). Und macht eigentlich überhaupt keinen Sinn. Im Making-Of erklärt Regisseur Rob Bowman, der Spezialist für Geek-TV (X-FILES, STAR TREK: THE NEXT GENERATION), daß die Charaktere immer das absolut Wichtigste sind, aber der Film ist natürlich als reiner Effektfilm angelegt, der von keinerlei charakterlichem Tiefgang zeugt. Voller Überzeugung verrät uns Bowman dann das Geheimnis des Streifens: „Scary movies are best when they are scary.“

Filmfreunde und Filmschaffende geraten ins Schwärmen, wenn der Name Mario Bava fällt – einer der wichtigsten italienischen Regisseure im Bereich des Phantastischen. Bava ist der Lieblingsfilmemacher von Tim Burton, wird ebenso von John Carpenter endorst – auf den er auch großen Einfluß gehabt zu haben scheint. Letzteres kann ich nicht so genau wissen, weil ich bis gestern noch nicht einen einzigen Bava gesehen habe. Dank der schönen e-m-s-Edition von DIE STUNDE WENN DRACULA KOMMT (eigentlich LA MASCHERA DEL DEMONIO, oder im Englischen wahlweise BLACK SUNDAY, THE MASK OF SATAN oder REVENGE OF THE VAMPIRE) habe ich diesem Umstand gestern abend ein Ende bereitet und freue mich auf den nächsten Bava-Streifen. Natürlich ist ein Horrorfilm von 1960 schwer angestaubt und gegenüber unseren heutigen Exponaten sehr, sehr unschuldig – damals aber war der Film durchaus gewagt und grausam, und die Atmosphäre dieses märchenhaften Gothic Horrors bleibt heute noch greifbar. Vor allem visuell ist der Schwarz-Weiß-Streifen fantastisch gemacht: Bavas Reputation scheint sich zu großem Teil auf seine stark stilisierten, geradezu poetischen Bildern zurückführen zu lassen.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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