Mitteilungsbedürfnis, jaja.

Uncategorized / 23. August 2005

Ozzy vs. The Siren. Bruce Dickinson hat sich beim letzten Ozzfest mächtig aufgeführt. Nun, fürhin erwartet man das ja von diesen Metal-Recken. Aber Familie O. ist jetzt beleidigt, weil Bruce über Ozzy hergezogen hat: Er brauche keine blöde Reality-TV-Show, und Iron Maiden seien wenigstens „no fucking reunion band“. Sharon Osbourne hat Bruce jetzt einen „prick“ genannt und einen Pressetext verfaßt, wo sie erklärt, daß die eifersüchtige Maiden-Fronthose („this little man“) den „Ozzfest spirit“ nicht habe. So! Steve Harris hat sich mittlerweile bei den Ozzys entschuldigt und erklärt, man sei „embarasssed“. So ein Kindergarten! Nachzulesen hier.

Verwüstung pur. Das neue Chimaira-Album hat endlich die Straßen getroffen, wie der Amerikaner sagen würde, und nebenher gleich meinen CD-Player. Mein lieber Herr Gesangsverein! Nach der CD steht wirklich gar nichts mehr. Dagegen waren die Vorgängeralben ja Cat-Stevens-Lull. Die Burschen sind eigentlich die ganze Stunde (58 Minuten) durch auf 240, dreschen und schrotten und scheppern und knüppeln gnadenlos, während Mark Hunter das Singen jetzt einfach wegläßt und nurmehr sein beinahe unmenschlich heiseres Schreien von sich gibt. Wieder hat man das Gefühl, daß Gruppen-Elektroniker Chris Spicuzza weniger zu tun hat als früher (in den Videos hüpft der eh mehr, als daß er Knöpfchen am Sampler drückt), aber in Wirklichkeit sägt und schneidet er im Hintergrund, daß es eine wahre Wonne ist. „I shout these words to those who never listened,“ heißt es schon am Anfang, und dann wird klargestellt: „No underlying message to figure out“. Gut, Jungs. Weitermachen.

Something Generic. Für Bands wie Something Corporate wurde, glaube ich, das EP-Format erfunden. Über eine Länge von 5, sagen wir großzügigerweise mal 6, Songs kann man sich das ja anhören und dann ohne Blick auf die CD-Hülle raten, welche gesichtslose Highschool-Rock-Band (für’s College reicht’s noch nicht) dahintersteckt. „Nett. Recht nett. Nicht wahnsinnig erregend, aber nett“, könnte man jetzt ein Sprachsample aus MEL BROOKS‘ VERRÜCKTE GESCHICHTE DER WELT einspielen. Und gekostet haben sie genau einen Euro – was beschwert sich der Junge denn da eigentlich? Ganz einfach: Die Tatsache, daß die CD nur einen Euro gekostet hat, macht die Musik ja nicht aufregender, nur preiswerter.

Krieg im Zeitraffer. Eine der vielen Freuden des italienischen Unterhaltungskinos ist es ja, immer wieder englische oder amerikanische Halb-Stars und has beens zu sehen, die eben auch nicht arbeitslos bleiben wollen. Wie es Umberto Lenzi geschafft hat, so viele bekannte Namen für sein (intendiertes, nicht geschaffenes) dramatisches Kriegsepos NUR DREI KAMEN DURCH (Preisfrage: Wieviele der Hauptfiguren überleben? Wir verlosen unter den richtigen Antworten ein Dinner for Two mit Urs Baumann) zu bekommen, bleibt schleierhaft. Zumal er 1977, also zwei Jahre vor diesem Werk, mit DIE GROSSE OFFENSIVE die exakt gleiche Geschichte mit ebenso vielen Stars schon in den Sand gesetzt hat. Egal: So schickt das Script George Peppard, George Hamilton (als Franzose!), Capucine, Hotte Buchholz und ein paar andere Gesellen durch diverse Kriegsscharmützel, als gälte es, den kompletten zweiten Weltkrieg in 90 Minuten zu packen. Und das mit 6 Hauptfiguren, großen Schlachten, viel Action und ein wenig Herzschmerz! Dummerweise kann man die Figuren anfangs nicht mal auseinanderhalten, weil sie so ungelenk eingeführt werden, und so kratzen einen die Luft- und Panzerschlachten auch nicht sonderlich. Unterhaltsamster Teil? Umberto Lenzi nennt sich als Autor und Regisseur „Hank Milestone“, wahrscheinlich in der Hoffnung, man könne ihn mit Lewis Milestone (ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT) verwechseln. Nene, Umberto, so nicht.

TH-was-Sound? Heinz Erhardt ist ein Komiker in der (behaupte ich jetzt einfach mal) großen Tradition von Mel Brooks, Woody Allen, Louis de Funès und ein paar anderen Gesellen. Bei all diesen Menschen transzendierte die von ihnen geschaffene Figur, die comic persona, nämlich ihre Filme und deren Wirklichkeit. Mal ehrlich, welchen Rollennamen hat Heinz Erhardt doch gleich in DREI MANN AUF EINEM BOOT? Wie hieß Woody Allen doch noch in MANHATTAN? Welchem Beruf ging Louis de Funès in BALDUIN DER SONNTAGSFAHRER nach? Eben. Völlig egal. Wir nehmen quasi den Komiker als eigene Figur wahr, unabhängig von seinen (meist ihm angepaßten) Rollen in der Geschichte. Das hat jetzt aber gar nichts zu tun mit dem, was ich über den Heinz-Erhardt-Streifen DER HAUS-TYRANN erzählen möchte, aber es soll natürlich nicht verschwiegen werden, daß ich Heinz sehr verehre. Jedenfalls haben mein Dad & ich uns am Wochenende besagten Film (aus dem Jahre 1958) angesehen und stellten fest, daß der Ton nicht ganz THX-Standard entsprach. Genaugenommen war das Rauschen lauter als der Dialog, aber zum Ausgleich klang letzterer so dumpf, daß man meinen könnte, alle Darsteller würden mit zugehaltenem Mund und Steppdecke über dem Kopf aus einem Kilometer Entfernung zu einem sprechen. Den Fernseher lauterdrehen half natürlich nicht, weil dadurch nur das Rauschen lauter wurde. Zum Glück verstanden wir dennoch die Szene, wo sich Heinz Erhardt vor Grethe Weiser aufplustert: „Halten Sie mich eigentlich für einen Trottel?“ – „Natürlich nicht. Aber man kann sich ja irren.“

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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