[Film] Bikini Shop – Heisse Hasenjagd am Venice Beach (1985)

Film / Wühlkiste / 26. Januar 2013

Manchmal hilft es ungemein, wenn man – so wie ich – mit einem schlichten Gemüt gesegnet ist. Dann geht es einem nämlich schon während des Vorspanns zu THE MALIBU BIKINI SHOP gut: Dufter Achtziger-Jahre-Plastikpop, grellbunte Farben, und dazu tonnenweise knappe Bikini-Ober- und -Unterteile, von vorne und von hinten liebevoll abgefilmt. Ja, was will man eigentlich mehr von einem Film, der auf deutsch richtig schwungvoll BIKINI SHOP – HEISSE HASENJAGD AM VENICE BEACH heißt und damit ja auch schon gar nicht mehr verspricht, als es in den ersten fünf Minuten zu sehen gibt?

Dabei gibt es sogar, sapperlot, eine Handlung, die sich in ihrer Komplexität der Größe der titelgebenden Textilien anpaßt: Zwei Brüder erben von ihrer Tante einen Bikini-Laden. Der eine ist ein Hallodri ohne größere Ambitionen im Leben, der andere ein Yuppie, der gerade sein Wirtschaftsstudium beendet hat und demnächst in der Firma seines zukünftigen Schwiegervaters das ganz große Geld machen soll. Tja, was passiert also? Klar: Die beiden Brüder raufen sich zusammen und werden mit dem Laden erfolgreich; der eine hat endlich etwas gefunden, in das er seine Energie stecken will, und der andere lernt im Bikinishop eine nette junge Verkäuferin kennen und läßt dann irgendwann für sie seine kratzbürstige Verlobte stehen. Und dann müssen unsere zwei Helden noch Geld aufstellen, um einem Verkauf des Ladens entgegenzuwirken – und das schaffen sie natürlich, indem sie ein großes Fest veranstalten und dort eine neue Bikini-Reihe verkaufen. Genau so würde ein Shyamalan-Film aussehen, wenn er die ganzen Twists weglassen würde.

Inszeniert und geschrieben hat den Spaß ein gewisser David Wechter, der zuvor die Komödie WAHNSINNSJAGD UM MITTERNACHT drehte (in der der ganz junge Michael J. Fox zu sehen ist) und sich später um Serien wie DALLAS COWBOY CHEERLEADERS kümmerte. Viel bemerkenswerter ist die Tatsache, daß der junge Hallodri von Bruce Greenwood gespielt wird, der später zum gefragten Charakterdarsteller in Filmen wie STAR TREK, THIRTEEN DAYS und CAPOTE heranreifte. Greenwood befindet sich da also in bester Gesellschaft mit Johnny Depp, der im ähnlich formschönen Strandfilm DIE SUPERAUFREISSER mitspielte, bevor er zum Weltstar wurde – man kann sich also nur ausmalen, wieviel besser die Karrieren von Daniel Radcliffe oder Robert Pattinson laufen würden, wenn sie noch eine Bikiniklamotte drehen würden.

Was gibt es sonst noch zu berichten über das Epos? Nun ja: Irgendwann kümmert sich Herr Wechter mehr um seine Handlung als um die leichtbekleideten jungen Damen, und auch wenn das Prozedere recht amüsant ist, fühlt es sich dann doch irgendwann ein wenig mühsam an. Als Eighties-Freund darf man sich dagegen auf diverse Musikvideo-Sequenzen freuen – vor allem in der zweiten Filmhälfte, wo beständig Montagen zu schmuckem Synthpop über den Schirm flimmern. Besonders erwähnenswert ist da eine Vorführung des neuen Bikinidesigns, bei der die Verkäuferinnen plötzlich durch hochstilisierte Kulissen laufen und das Kleidungsstück im Army-Design dem Auge schmackhaft gestalten – natürlich zu einem in voller Länge ausgespielten Popsong. Überhaupt, der Pop: Die Synthdrums hämmern, die Keyboards schillern, die Aerobic-Stunde nimmt kein Ende – keiner der Songs ist irgendwie bekannt, aber dennoch sind alle wunderbare Achtziger-Exponate, und es ist jammerschade, daß nie ein Soundtrack erschienen ist.

Übrigens ist der BIKINI SHOP sogar ins deutsche Kino gekommen – und zwar lief er am 31.12.1987 an. Jetzt würde ich doch zu gerne mal jemanden treffen, der den Streifen auch tatsächlich auf der großen Leinwand gesehen hat. Mit irgendwem muß man doch über die ganzen banalen Strandkomödien fachsimpeln können!



Bikini Shop – Heisse Hasenjagd am Venice Beach (USA 1986)
Originaltitel: The Malibu Bikini Shop
Regie: David Wechter
Buch: David Wechter
Darsteller: Michael David Wright, Bruce Greenwood, Barbara Horan, Debra Blee, Jay Robinson, Galyn Görg, Ami Julius, Jon Rashad Kamal, Kathleen Freeman

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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