Uncategorized

[Musik / Spotlight] Space: Magic Fly (1977)

Die französische Band Space wurde 1977 gegründet und wird einem schönen Subgenre zugerechnet, das in den späten Siebzigern dank generellem Interesse an Science Fiction (Nachwirkungen der Mondlandung 1969!) und besonderer Begeisterung über George Lucas‘ Sternenepos für kurze Zeit aufblühen konnte: Space Disco. Tanzbarer Kosmos sozusagen – Weltraum, Roboter, Raumschiffe, fremde Planeten, das ganze Paket.

Space war das Kind von Didier Marouani, der unter dem Pseudonym „Ecama“ für die Kompositionen der Band zuständig war. Zusammen mit Roland Romanelli und Yannick Top (ex-Magma) nahm er das Album MAGIC FLY auf, das auch gleich mit dem Titeltrack ihren größten Hit beinhaltete: „Magic Fly“ landete in Deutschland auf Platz #1 und verbrachte 32 Wochen in den Charts; auch in anderen Ländern war die instrumentale Single sehr beliebt. Ein pulsierender Disco-Beat, flirrende und kosmische Synthflächen darüber, ein futuristischer Touch, und eine simple Keyboard-Ohrwurm-Melodie, die gleichzeitig naives Staunen und leicht verlorene Melancholie über alles legt – „Magic Fly“ ist ein wundervoller Flug durchs All, der gerne in Endlosschleife laufen könnte. Auch in den anderen Stücken wird der Kosmos besichtigt: „Ballad for Space Lovers“, „Tango in Space“.

Space nahmen noch zwei weitere Alben auf – DELIVERANCE, ebenfalls 1977, und JUST BLUE, 1979 – bevor sich Marouani dann mit Produzent Jean-Philippe Iliesco zerstritt. Die Gruppe veröffentlichte 1980 ohne Marouani noch ein viertes Album – DEEPER ZONE – und löste sich dann auf; Marouani, der den Namen „Space“ nicht mehr verwenden konnte, brachte weitere Alben unter den Projektnamen Paris-France-Transit und, oh ja, Didier Marouani & Space heraus. Seine SPACE OPERA, 1987 als Zusammenarbeit des amerikanischen Harvard-University-Chors und des russischen Chors der Roten Armee aufgenommen, wurde mit auf die MIR genommen und war somit das erste Musikstück, das im Weltall gespielt wurde.

Hier das schöne Musikvideo zu „Magic Fly“ – komplett mit Astronautenmontur, psychedelischen Flimmereffekten und – vergessen wir mal nicht das Entstehungsjahr! – exotischer Tänzerin. Wer der vierte Mann im Raumanzug ist, ist leider nicht eruierbar – eventuell Produzent Iliesco, aber die Credits des Albums schweigen sich abgesehen vom Hinweis auf Komponist „Ecama“ beharrlich über die Identität der Kosmonauten aus.

Für die nahe Zukunft ist übrigens ein neues Space-Album mit dem Titel FROM EARTH TO MARS angekündigt!



Und hier noch ein Video eines Live-(Playback-)Auftritts in Italien. Vorne tanzt eine schöne blonde Frau im Glitzerkostüm, rundherum hüpft die Menge, und einer der Astronauten (Marouani selbst?) trägt unter dem Helm eine Sonnenbrille. Ich kann nur einen den YouTube-Kommentatoren zitieren: „Something’s terribly wrong with you if you cannot appreciate this!“



—————–
4 8 15 16 23 42

Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    Comments are closed.

    0 %