Eine Art Tor taucht im Universum auf – und mit ihm ein nicht greifbares Gefühl des Schreckens, das von den Menschen in seiner Nähe Besitz ergreift und sie zu mörderischen Taten bringen kann. Nachdem der Kommandant des Raumschiffs USS Cochise von dieser Panik erfasst wurde und ein anderes Besatzungsmitglied im Maschinenraum erst einen Kollegen und dann sich selber erschossen hat, wird die USS Enterprise losgeschickt, um Nachforschungen anzustellen.
Auch deren Kommandant Kirk wird von der Angst gepackt, kann sich aber unter Kontrolle halten. Offenbar handelt es sich um ein Wesen, das mit dem Tor in unsere Galaxie gekommen ist – es scheint sich dabei um ein altes Transportsystem zu handeln, das Tausende von Anlaufstellen im Universum hat. Plötzlich tauchen weitere Tore auf, selbst die Befehlshaber im Hauptquartier werden von der Panik überschwemmt. Die Enterprise steuert durch eins der Tore und landet auf einer Art Schiffsfriedhof, der Millionen von Lichtjahren von jeder Galaxie entfernt ist …
Der im klassischen STAR-TREK-Universum angesiedelte Roman NEXUS (1988, Originaltitel: THE FINAL NEXUS) von Gene DeWeese ist als Fortsetzung zu dessen Buch ZWISCHEN DEN FRONTEN (1987, Originaltitel: CHAIN OF ATTACK) konzipiert. Dort wurde die Enterprise bei der Untersuchung von Gravitationsanomalien in eine weit entfernte Galaxie geschleudert, in der schon seit Tausenden von Jahren Krieg herrscht – offenbar ausgelöst durch das Angstwesen, dem Kirk und die restliche Besatzung hier begegnen. Man muß ZWISCHEN DEN FRONTEN aber nicht kennen, um NEXUS lesen zu können – alle notwendigen Informationen sind in die Erzählung integriert.
Es ist ein spannender Mystery-Plot, den DeWeese hier entspinnt, und der schnell dafür sorgt, daß man neugierig weiterlesen will, um mehr über die Geschehnisse und die fremden Wesen und Orte zu erfahren. Zu den merkwürdigen Vorgängen, die einen mit temporeicher Abwechslung bei Laune halten, gesellen sich schnell sehr effektive Motive des Unheimlichen. Der gigantische Friedhof der leeren Schiffe, der schwarze Raum ohne sichtbare Sterne, das schleichende Grauen, das die Crew begleitet, und die ständige Verweise auf Zeitspannen und Entfernungen, die weit über das menschliche Fassungsvermögen hinausgehen, sorgen dafür, daß in der Geschichte ein faszinierendes Schaudern mitschwingt.
DeWeese erzählt straff, aber recht nüchtern – viele Situationen werden so erzählt, daß sich Spock und die anderen durch logische Überlegungen an die Lösung herantasten. Dabei klingt gelegentlich der Konflikt zwischen Rationalität und Emotion an, der auch in den Originalgeschichten so oft rund um Spock erzählt wurde – und damit ist auch etwas Platz für den hübsch trockenen Humor, der das Gespann Kirk/Spock/McCoy immer auszeichnete, beispielsweise, wenn Spock sachlich anmerkt: „Das Empfinden dauerte etwa vierunddreißig Sekunden und verschwand dann.“
Überhaupt sind einige liebevolle Details enthalten, die die Geschichte anreichern, vor allem in Gestalt der Wissenschaftlerin Ansfield, die dem Phänomen auf der Conchise begegnete und die Enterprise bei der Nachforschung begleitet. Ihre Liebe zu den anachronistischen gedruckten Büchern liest sich aus heutiger Warte prophetisch: „Natürlich hätte sie alle ihre Bücher digitalisieren und im Bordcomputer speichern können, aber aus irgendeinem Grund legte sie großen Wert auf ihre physische Präsenz“, werden da die Gedanken ihres Kommandanten formuliert. An anderer Stelle klingt ein kluger Gedanke dazu an, daß sie sich erst spät für eine Karriere bei der Sternenflotte entschieden hat: Sie verstand nie, warum so viel Aufhebens darum gemacht wird, daß Kirk der jüngste Kommandant in der Starfleet-Geschichte war – irgendjemand muß ja zwangsläufig der jüngste sein. Als sie sich also mit der Entscheidung herumplagte, ob sie in ihrem Alter sich nochmal umorientieren soll, kam ihr dann die ebenso nüchterne Antwort: Irgendjemand muß dann eben auch der älteste Fähnrich sein, und das ist dann eben sie. Fertig.
Daß sich DeWeese Gedanken um seine Geschichte gemacht hat, merkt man auch an der Auflösung – die hier nicht vollständig verraten werden soll. Aber der Grundgedanke soll hier eingefangen werden, weil der auch anderswo gilt und momentan wieder massive Auswirkungen im Tagesgeschehen hat: Angst und unüberlegtes Handeln werden von dem hervorgerufen, was uns fremd ist – auch wenn vielleicht gar keine Feindseligkeit besteht. „Verständigung unterbrach die Kette der Zerstörung“, heißt es an einer Stelle über den langjährigen Krieg. „Als die Kombattanten miteinander zu sprechen begannen, fand das Unheil ein Ende.“ Ein Plädoyer für Empathie und Kommunikation: Deswegen liebe ich STAR TREK.