Basil Poledouris (1945-2006)

Uncategorized / 9. November 2006

Der amerikanische Komponist Basil Poledouris ist gestern an Krebs gestorben. Poledouris ist in den 80ern und 90ern mit seinen Scores zu CONAN DER BARBAR, ROBOCOP, JAGD AUF ROTER OKTOBER, STARSHIP TROOPERS und auch FOR LOVE OF THE GAME bekannt und berühmt geworden, hat aber zu den gefeierten Groß-Orchestrierern Zimmer, Howard, Goldsmith, Williams et al. irgendwie immer nur die zweite Geige gespielt.

Als Tribut spiele ich gerade den CONAN-Soundtrack, der – ohne Übertreibung – einer der besten Filmsoundtracks aller Zeiten ist. Nicht nur ich sehe das so: Das IMDB-Message-Board ist voll von begeisterten Fans, die CONAN als Meisterwerk der Komposition herauspicken – was ungehört nie jemand glaubt, weil die Musik einen Film begleitet, den niemand ernst nimmt. Poledouris‘ Score ist grandios, episch, voller Bombast und wieder ganz leisen Passagen. Die Dynamik ist unglaublich – der Komponist versteht, wie man verhaltene Parts einsetzen muß, um dann zu vollem Effekt auffahren zu können. Die Musik ist reich an Melodien auf der einen Seite, voller Dramatik und Bewegung auf der anderen. Poledouris deckt ein großes Spektrum an Emotionen ab und schlägt auch gerne kleine Haken, setzt Überraschungen.

Ursprünglich wollte Produzent Dino De Laurentiis Pop-Musik als Untermalung des Films. Regisseur John Milius bestand aber auf einem orchestralen Score, der die Dramatik der Bilder pointieren sollte. Sein Freund Poledouris fand sich mit der Aufgabe betreut, Musik zu finden, die eine völlig unbestimmte Zeit suggerieren sollte – irgendwie prähistorisch, irgendwie mittelalterlich, aber nirgendwo genau plaziert. Er hat sich an klassichen Komponisten orientiert, an gregorianischen Gesängen, an mittelalterlicher Folklore, und aus all diesen Elementen einen so berauschenden Score gemacht, daß das Album auch als völlig eigenstehendes Werk anzuhören ist (und zwar auch von Menschen, die mit dem Film rein gar nichts anfangen können).

„This score is the most wonderful music ever written by the hand of man as far as I’m concerned. […] It is the benchmark of what a film score can be. It is layered in passion and contains a power that I wasn’t even aware that music could convey“, schreibt ein User in der IMDB. Die Skeptiker unter euch mögen vielleicht angesichts unserer Beschreibungen hoffnungslose Übertreibung und Verklärung wähnen, aber es ändert nichts daran: Die Musik ist mitreißend, wunderschön, und „Funeral Pyre“ schafft es nach all den Jahren immer noch, mir die Gänsehaut über den Rücken zu jagen.

R.I.P. Basil Poledouris.

Now playing: CONAN THE BARBARIAN – Original Motion Picture Soundtrack (1982)
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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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