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R.I.P. John Barry (1933-2011)

Schon wieder ist einer der Großen gestorben. Am Sonntag starb Komponist John Barry im Alter von 77 Jahren an einem Herzanfall.

Barry hat die Musik für 11 der James-Bond-Filme geschrieben – das Bond-Thema selbst stammt zwar von Monty Norman, wurde aber von Barry arrangiert (und lieferte gerne Streitbasis, weil Barry mitunter auch ein Teil der Komposition zugeschrieben wird). Seine Bond-Scores sind quasi eine Liste der ganzen klassischen Bond-Filme: GOLDFINGER, FROM RUSSIA WITH LOVE, THUNDERBALL, YOU ONLY LIVE TWICE, und so weiter. Das Bemerkenswerte daran ist, wie eigenständig dabei jeder dieser Soundtracks geworden ist: Barry hat für jeden Film eigene herausragende Themen und Stimmungen produziert, so daß jede seiner Musiken auch eindeutig einem der Filme zugeordnet werden kann – bei welcher anderen Filmreihe haben die einzelnen Scores jeweils so viel individuellen Charakter?

Allein für diese 11 Scores gebührt Barry ein sicherer Platz im Heldenpantheon. Im einen Moment lässig, im nächsten hochdramatisch, stets einfallsreich und von einer Eleganz und Klasse, die mittlerweile sehr selten geworden ist (freilich auch deswegen, weil Eleganz und Klasse im Action- und Abenteuerkino kaum mehr gefragt sind). Barry hat aber auch für viele andere Filme bemerkenswerte Scores geschrieben: DANCES WITH WOLVES (für den er einen Oscar bekam), BODY HEAT, das KING-KONG-Remake von 1976, MIDNIGHT COWBOY, OUT OF AFRICA (auch ein Oscar), und und und. Die IMDB listet 110 Filme, für die er Musik geschrieben hat.

Wie so oft haben die Jungs von Ain’t It Cool News einen schönen kurzen Tribut an Barry geschrieben: „John Barry made all the Bond Girls in my youth…  desirable, when I wasn’t even sure what my desires were.“ Zu lesen hier. Und Autor Bill Martell hat eine gute Zusammenstellung von starken Barry-Momenten auf seinem Blog zusammengesucht.

Hier noch ein Fan-Zusammenschnitt von meinem Lieblingsscore von Barry: THUNDERBALL. (Die CD habe ich übrigens am Sonntag gehört, und dann Montag die traurige Nachricht gelesen.) Den besten Part finde ich das dramatische Thema, das bei 1:15 zu hören ist – und das in kleiner und großer Form durch den ganzen Score gewoben ist.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    2 Comments

    1. Ich hätte mit einem Nachruf auf Bernd Eichinger gerechnet. Kommt der noch?

    2. Nein. Die Nachricht von Eichingers Tod war überraschend und sein Ableben ist ein trauriger Schlag für die deutsche Filmindustrie, aber ich schreibe ja nicht zu jedem Todesfall einen Nachruf – nur, wenn ich einen persönlichen Bezug und auch etwas Eigenes dazu zu sagen habe.

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