C.H.U.D. II – Bud the Chud (1989)

Uncategorized / 11. September 2010

Man kann wirklich nicht behaupten, daß der Film C.H.U.D. aus dem Jahre 1984 eine bekannte Produktion sei oder sich als Videothekenklassiker entpuppt hat – aber wen kratzt das schon, schließlich verdient auch obskurer Horror noch obskurere Fortsetzungen. Ich kenne C.H.U.D. II – BUD THE CHUD natürlich, weil ich in meinen formativen Jahren pflichtbewußt nicht nur jeden „Tip des Tages“ der TV Spielfilm aufgezeichnet und angesehen habe, sondern auch jeden „Flop des Tages“ – der Balance halber und weil sich im obskuren Ramsch ja doch immer wieder Faszinierendes verborgen hat. Nun sticht der im Mai ’95 im Nachtprogramm von RTL2 ausgestrahlte C.H.U.D. II auch wirklich nur aufgrund meiner anekdotischen Erinnerung aus den Low-Budget-Untiefen der Achtziger hervor, und die Tatsache, daß ich den Film gesehen und ihn mir gemerkt habe, sagt definitiv mehr über mich als über den Film aus.

Eigentlich ist C.H.U.D. II auch keine wirkliche Fortsetzung von C.H.U.D., in dem menschenfleischhungrige Humanoiden aus der Kanalisation über harmlose Stadtbewohner herfielen (das Akronym steht, und das habe ich mir freilich aus einschlägiger Fachliteratur über all die Jahre gemerkt, für „Cannibalistic Humanoid Unterground Dwellers“). Vielmehr ist das Horrorkomödchen als Anhängsel an RETURN OF THE LIVING DEAD zu sehen, und Internetgerüchten zufolge (wir glauben alles, was geschrieben steht!) war der Film auch eigentlich als Fortsetzung zu letzterem Streifen gedacht, bevor er zu einem C.H.U.D.-Sequel umgemodelt wurde. (Autor Ed Naha bestreitet das zwar offenbar, aber der hat sich für den Film eh ein schmissiges Pseudonym zugelegt – „M. Kane Jeeves“ – und möchte vielleicht so oder so nicht auf dieses Skript angesprochen werden. Und wo wir gerade so privatbiographistisch erzählen: Ed Naha ist mir natürlich durch seine Buchfassungen zu ROBOCOP und ROBOCOP 2 ein Begriff, die ich mit 12 sehr gerne gelesen habe. Jetzt mal lieber nicht nachrechnen.)

Weil also zwei Highschool-Schülern eine in einer Besenkammer der Schule aufbewahrte Leiche (die im Biologieunterricht verwendet werden soll!) beim Herumblödeln abhanden kommt (welch selige Erinnerungen werden da an die eigene Schulzeit wach), klauen die beiden sicherheitshalber einen neuen Körper aus dem nahegelegenen Krankenhaus. Bei dieser Leiche handelt es sich allerdings um einen C.H.U.D., der vom Militär zur Schaffung des perfekten Soldaten herangezüchtet wird. Zuhause fällt den Jungs die Leiche in die Badewanne, der Fön gleich hinterher, und prompt steht der untote Geselle wieder auf und knabbert sich durch die Kleinstadt, wobei in alter Zombietradition jeder Gebissene selber zum C.H.U.D. mutiert. Also alles schlüssigst erzählt, obwohl die C.H.U.D.s ständig nach „Fleisch“ schreien, aber in jeden Körper nur einmal schnell reinbeißen und dann weiterwanken.

Der Film ist durchgängig in Low-Budget-Ästhetik getaucht: Das „Militär“ besteht aus Robert Vaughn, dem B-Promi zur Aufwertung der Cast, sowie einem bebrillten Untergebenen, und sie verbringen zunächst mal viel Zeit damit, in einem grauen Raum herumzustehen und sich expositorisch zu unterhalten. Auch der C.H.U.D. wird im Krankenhaus in einem grauen Raum aufbewahrt, und natürlich fragt man sich gar nicht mehr, warum das geheime Militärprojekt so karg ausgestattet und gar nicht bewacht ist, wenn sich die Jungs ja offenkundig nicht mal selber schöne Büroräume leisten können. Im Haus des einen Schülers, wo der C.H.U.D. wiederbelebt wird, gibt es haufenweise Szenen, die in exakt gleicher Kameraeinstellung in einem leeren Korridor spielen: Links geht’s in Bad, rechts geht’s ins Zimmer der kleinen Schwester, was braucht man mehr an Information.

Im Gegensatz zum ernst aufgezogenen ersten Teil ist C.H.U.D. II allerdings primär als Komödie intendiert. Das fängt schon beim ersten Untoten an, „Bud the Chud“, der über das plötzliche Geschrei der furchtsamen Schüler selber erschrickt und plärrt und anschließend wie mit Gummigliedmaßen aus der Badewanne klettert und verzweifelt versucht, seinen Körper irgendwie zu beherrschen. (Gerrit Graham, der Bud spielt, ist ein durchaus begabter Komiker und tauchte anschließend als Gangster in POLICE ACADEMY 6 und als finsterer Dr. Pankow in PARKER LEWIS auf.) Die Zombiebedrohung ist auch eher albern gehalten – da machen sich die Untoten über einen Burgerschuppen her und „bestellen“ den Kerl hinterm Tresen – und fällt auch entsprechend zahm aus, nicht zuletzt, weil das gesamte Prozedere fast völlig blutleer gezeigt wird. Und dann wird noch gewitzelt, bis der Zombiearzt kommt: Da überlegt einer der Schüler, ob die Untoten vielleicht zu einem Grateful-Dead-Konzert gehen (Tusch!), da versucht einer der C.H.U.D.s, seinen abgetrennten Kopf wieder aufzuheben, tritt aber jedesmal vor dem Bücken versehentlich dagegen und muß seinem rollenden Nüschel weiter hinterherlaufen (Tusch!), und dauernd werden Kalauer der allereinfachsten Art gerissen. Im Zweifelsfall hampelt der C.H.U.D. einfach mal bei dem Aerobicprogramm mit, das er im Fernsehen sieht.

Aber gut, ein schlichtes Gemüt wie meins läßt sich davon ja glatt mal 84 Minuten lang einnebeln und stört sich auch rein gar nicht daran, daß die Fortsetzung mit Teil 1 wirklich so wenig zu tun hat, daß hier nicht mal die Monster dieselben sind wie im Erstling. Das Witzigste an C.H.U.D. II ist aber freilich die Tatsache, daß Regisseur David Irving später das Filmdepartment der NYU geleitet hat. Man stelle sich das vor: Das ganze Wissen, das in die Erstellung dieses Films geflossen ist, steht abrufbereit zur Verfügung!

C.H.U.D. II: Bud the Chud (USA 1989)
Alternativtitel: C.H.U.D. – Das Monster lebt
Regie: David Irving
Drehbuch: „M. Kane Jeeves“ (= Ed Naha)
Musik: Nicholas Pike
Kamera: Arnie Sirlin
Darsteller: Brian Robbins, Bill Calvert, Tricia Leigh Fisher, Gerrit Graham, Robert Vaughn, Robert Englund
Länge: 84 Minuten
FSK: 16

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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