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Filmnotizen: Krabat / Quantum of Solace / Die Casting Couch / It’s a Boy Girl Thing / The Mothman Prophecies / Zoolander / Der Wolfsmensch / King Kong

Ein paar kurze Gedanken zu den Filmen, die ich zuletzt gesehen habe …

KRABAT. Den habe ich im Kino gesehen, und zwar während des wunderbaren, spannenden, wohltuenden Berlin-Wochenendes, um das es in diesem Eintrag überhaupt nicht gehen soll. KRABAT ist die Verfilmung eines sehr bekannten Ottfried-Preußler-Buches, das mir bisher völlig ungeläufig war (ich kenne nur die Preußlersche Dreifaltigkeit: Hexe, Räuber und Gespenst) und das ich mir nach Ansehen dieser Verfilmung nun auch nicht mehr durchlesen werde. Die Story spielt während des 30jährigen Krieges, aber der ist eigentlich völlig irrelevant – es geht um eine Gruppe von Gesellen in einer abgelegenen Mühle, die bei einem gruseligen alten Meister schwarze Magie lernen. Marco Kreuzpaintner (Regisseur von SOMMERSTURM, der mir ebensowenig gefiel) inszeniert alles in fantastischen Bildern – vor allem für eine deutsche Produktion schwer beeindruckend – aber völlig schwerfällig und aufgesetzt. Selbst Daniel Brühl, ansonsten ja mühelos einer unserer Besten, sieht man in jeder Szene nur beim ganz offensichtlichen Schauspielen zu. Irgendwo tauchen Soldaten auf, mit denen gekämpft wird, und dann glaubt Kreuzpaintner auf einmal, er sei Ridley Scott, und läßt die Bilder kantig ruckeln und schneidet wie Edward und läßt die bösen Menschen beim Herunterfallen vom Pferd kurz in Zeitlupe einfrieren, als wär’s ein Werbespot. Und mal ehrlich: Wenn ich jemals einen Satz wie „Du also bist der Freund, den mir Tonda vorhergesagt hat“ schreiben sollte und einen Erzähler dröge Überflüssigkeiten wie „Die Stille war gespenstisch“ (als würde diese Erwähnung in einem Film die Stille tatsächlich gespenstisch machen!) von sich geben lasse, dann sagt mir bitte, daß die Finanzierung restlos gestrichen wurde.

QUANTUM OF SOLACE. Ebenso in Berlin gesehen, und ebenso mit Mike zusammen geschaut, der schon in den ersten paar Minuten – einer atemberaubenden, beeindruckenden Autoverfolgungsjagd – genauso wie ich mitgegangen ist. Viele Leute ärgern sich ja über den Film, weil die Bond-typischen Elemente fast völlig wegreduziert wurden, aber mich – der ich selbst den größten Bond-Unfug wie MOONRAKER noch mit Freude mehrfach sehen und vehement verteidigen kann – hat’s gar nicht gestört: Der „neue Realismus“ bringt frischen Wind in die Reihe, und Craig ist nach dem Herrenausstatter Pierce Brosnan endlich mal ein Darsteller, dem man sowohl den kaltblütigen Killer wie auch den weltmännischen Gentleman abnimmt. Es gibt mehrere große Actionsequenzen, die allesamt mitreißend inszeniert sind, und man hat wahrlich das Gefühl, daß Bond – der selbst 2002 noch wie ein Sechziger-Relikt wirkte, wo sich die Welt noch in Gut, Böse und Schön unterteilte – nun wahrlich im Hier und Jetzt plaziert ist; in einer Welt, wo Geheimdienste Mafia-ähnlichen Organisationen eher hilflos gegenüberstehen, wo sich private (= wirtschaftliche) und politische Interessen vermengen, und wo der Schurke kein megalomanischer Weltbeherrschungsfanat oder ideologisch motivierter Mensch ist, sondern ein eigentlich unscheinbarer blasser Großganove, der halt schlichtweg auf seinen eigenen finanziellen Vorteil bedacht ist. Ich bin wirklich gespannt, was als nächstes kommt!

DIE CASTING COUCH. Tja, Genzel guckt nicht nur großes Kino, sondern auch billiges Dodelzeugs. Thomas Ian Nicholas (der wird billig) gründet mitsamt zwei seiner Kumpels eine falsche Casting-Agentur, um fesche Frauen kennenzulernen. Hey, eine Konzeptkomödie! Sie läßt sich in einem Satz niederschreiben! Wenigstens waren auch ein paar Lacher drin – zum Beispiel der superspulige Glen, der das klingelnde Telefon einfach nur abhebt, aber nichts sagt, denn: „Did the phone stop ringing on your end? Then you can assume that somebody answered it.“ Aber hey, es klebt der „National Lampoon“-Sticker auf der Cheapo-Produktion, und das ist seit den Neunzigern ja eigentlich eher ein Warnsignal für Leute, die nicht gerade so einen ausgeprägten schlechten Geschmack (verbunden mit einem schnell erheiterten schlichten Gemüt) wie ich haben. Immerhin habe ich nicht nur gelernt, daß es „Brrrrronski“ heißt, wenn man sein Gesicht zwischen den üppigen Brüsten einer Frau vergräbt und dann prustend den Kopf hin- und herschüttelt – ich weiß jetzt auch, daß Frauen sowas total mögen. Nicole Eggert ist auch drin, und ein paar Punkte gibt’s für die supersympathische Jenny Mollen, die vielleicht Sandy in HOLD YOUR BREATH sein könnte …

IT’S A BOY GIRL THING: Noch mehr ganz leichte Kost, aber diesmal fein gemachte – zumindest, wenn man wie ich Bodyswitch- und Gender-Bender-Komödien mag. Klar, daß der Highschool-Footballspieler und die benachbarte (eigentlich schnuckelige) Bücherwurm-Streberin Körper tauschen, ist wenig originell, und da sie sich überhaupt nicht ausstehen können, weiß man auch, wie die Geschichte ausgehen wird … aber wie es halt so ist bei solchen Genrestreifen: Es kommt drauf an, ob die Blaupause mit Witz und Charme ausgefüllt wurde. Samaire Armstrong spielt den Jungen im Frauenkörper nicht unbedingt subtil, aber dafür liebenswert, und die Sache macht durchweg ganz einfach Spaß. Auch wenn’s hinterher nicht viel dazu zu sagen gibt.

THE MOTHMAN PROPHECIES. Den habe ich ja eigentlich schon eine ganze Zeitlang im Auge, obwohl Richard Gere (grusel) mitspielt – aber dafür ist er von Mark Pellington, der auch den meisterlichen ARLINGTON ROAD inszeniert hat. Der Mottenmann basiert auf einem Buch, das über einen angeblich wahren Vorfall berichtet – eine Häufung von merkwürdigen Sichtungen einer mottenähnlichen Figur in einer Kleinstadt namens Point Pleasant in den Sechzigern, die der Legende nach Unheil verkündet. Nachdem mehrere Leute mehrfach dieses Wesen gesehen haben wollen, geschah dann auch ein tragisches Unglück in der Stadt, bei der viele Menschen ums Leben kamen. (Notiz an mich selbst: Buch beschaffen. Spannendes Thema!) Also … uaaaah, war das unheimlich. Ehrlich. Die Musik von tomandandy (die auch den fiesen, effektiven Score für das THE HILLS HAVE EYES-Remake gemacht haben) allein ist eine unglaublich nervenzerrende Ambient-Untermalung, und die Bilder, die Pellington dazu schafft, tun ihr Übriges. Es passiert über weite Strecken nicht viel – es geht viel mehr um Suggestion und Stimmung als um einen zielstrebig voranschreitenden Plot – was auch der Grund dafür sein könnte, daß der Film im Kino und bei der Kritik nicht sehr gut ankam. Der Schluß ist dann ein wenig zu greifbar und eigentlich auch etwas unbefriedigend, aber zumindest holt er die bedrückende Stimmung wieder auf ein gesundes Maß herunter und funktioniert somit durchaus. Und Gere macht sich sogar richtig gut in der ganzen Sache (neben Laura Linney und Will Patton). Trotz Schwächen schwer empfehlenswert.

ZOOLANDER. Natürlich schon icksmal gesehen und jedesmal auf’s Neue fröhlich gegluckst bei diesem wunderbar abgedrehten Anarcho-Schwachsinn. Aber diesmal war’s ein historischer Tag: Kollege Schwarz, der sich seit ungefähr zwei Jahren standhaft weigert, den Film zu sehen, hat mitgeschaut und tatsächlich gelacht. „Der ist eh witzig“, konstatierte er danach, als wolle er mich jetzt dazu überreden. Bestimmt arbeitet Herr Schwarz jetzt auch an einem neuen Look für seine Show und tritt gegen die schlimmen Songwriter-Konkurrenten in einem von zufällig anwesender Prominenz moderierten Duplicate-Elaborate-Duell an. Zack!

DER WOLFSMENSCH. Und weiter geht’s mit den klassischen Universal-Monstern. Dieser Film mit Lon Chaney Jr. als Werwolf aus dem Jahre 1941 ist nicht der erste Werwolf-Film – diser Status gebührt WEREWOLF OF LONDON von 1935. Aber dieser hier ist für den Großteil des „Wissens“ verantwortlich, das wir über Werwölfe haben: Die Verwandlung bei Mondschein, die Verwundbarkeit durch Silberkugeln, und so weiter. Interessante Erwähnung in der Doku: Da der Werwolf sein nächstes Opfer dadurch erkennen kann, daß er auf dessen Handfläche eine Art Pentagramm sieht, wird eine gedankliche Parallele zum Dritten Reich gesponnen, aus dem Drehbuchautor Curt Siodmak nach Hollywood geflüchtet war. Neben Chaney – der ein wenig steif spielt, aber einem dafür in seinem tragischen Schicksal auch wirklich leid tut – spielen Claude Rains (den ich immer mehr zu schätzen lerne) und Bela Lugosi (leider nur in einem kleinen Auftritt – und ich habe immer noch nicht herausgefunden, ob Lugosi ein guter Schauspieler ist oder nicht). Wunderbare Stimmung, interessante Bilder – der 67 Jahre alte Streifen vermag durchaus noch zu fesseln, auch wenn er natürlich nicht mehr gruselig ist und das Werwolf-Makeup eher knuffig aussieht.

 

KING KONG. Und zwar der aus dem Jahre 1976. Ich weiß, ich weiß: Der von 1933 ist der Klassiker (den ich unverzeihlicherweise noch nie gesehen habe), und der von Peter Jackson ist der hyperdrüberüberwahnsinnig tolle geniale bildgewaltige Brocken Superkino, den Jackson ja immer so abliefert, selbst wenn er nur mal die Kamera an seinem Handy antestet (nein, ich habe auch seine Version noch nie gesehen). Die hier ist meine: Die habe ich nämlich als Kind gesehen und geliebt. Damals hat es mir natürlich noch nichts bedeutet, daß Jeff Bridges die Hauptrolle spielt (dem man einfach bei allem mit Freude zusehen kann), oder daß in Nebenrollen Charles Grodin (der selbst als schmieriger Großkapitalist irgendwie zum Grinsen anregt) und René Auberjonois zu sehen sind. Immerhin habe ich mir schon damals Jessica Lange gemerkt – vermutlich, weil meine Eltern irgendwas zu ihr erzählt haben. Die Effekte dieser De Laurentiis-Produktion mögen heute ein wenig angestaubt sein (offensichtliche Bluescreen-Effekte, ein noch offensichtlicherer Mann im Gorillakostüm – der sich flott hinter einem Hochhaus versteckt, um den herumfliegenden Suchhelikoptern zu entgehen – und einige Probleme mit den Größenverhältnissen), aber hey, was kümmert’s mich. Die Geschichte funktioniert immer noch fein, die „Beziehung“ zwischen Jessica Lange und Kong ist ein schönes Element, und der tragische Aspekt dieses Monsters ist immer noch gut herausgearbeitet. Mein Kong! Uaaah!
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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    4 Comments

    1. Jenny Mollen kenn. Aus Angel da hat sie 2 oder 3 folgen lang die Nina Ash gespielt und ich hab sie mir damals schon gemerkt.
      und yeah, zoolander hat mich überzeugt…genialer blödsinn. den schau ich sicher wieder.

      die mothman prophecies liegeh bei mir ja auch rum und ich trau mich net drüber…..nachdem was du da schreibst schon garnicht.
      dafür will ich diesen casting couch film sehen…wie machst du das? immer wenn du über filme schreibst will ich die sehen.

      genauso wie diese alten monster filme…..wo nehm ich die kohle her?

    2. ich les grad…jenny mollen ist offenbar mit jason biggs verheiratet

    3. Auf Amazon werden ein paar weitere Billig-Filme mit Jenny angeboten … darunter irgendein Zombiefilm-Sequel (war’s RETURN OF THE LIVING DEAD 5?). Ich will mehr von ihr sehen.

      Du willst die CASTING COUCH schauen? Und dann bin ich wieder schuld, wenn er doof ist. Brrronski!

    4. 🙂 hab ich dir schon mal schuld gegeben wenn filme doof waren? das trau ich mir sogar zu….

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