The Naked Eleven

Uncategorized / 13. Juli 2008

Heute abend standen zur Abwechslung mal zwei Audiokommentare auf dem Programm.

OCEAN’S ELEVEN, mit Steven Soderbergh und Ted Griffin. Der Kommentar ist recht trocken, und beide wirken ein wenig kühl. Hin und wieder witzeln sie ein wenig, aber das wirkt mitunter auch etwas bemüht. Dennoch ein interessanter Track, weil er ein bißchen Einblick darin gibt, wie Soderbergh arbeitet: Er mag keine Storyboards – er hat für OCEAN’S ELEVEN angefangen, welche zu zeichnen, aber dann bald wieder aufgehört. Ebenso mag er es nicht, zu bestimmen, wo die Schauspieler stehen und gehen sollen. Er läßt sie das gern selber machen und reagiert dann entsprechend darauf (er ist ja auch sein eigener Kameramann, unter dem Namen „Peter Andrews“). Er gibt zu, daß diese Technik bei SEX, LIES AND VIDEOTAPE noch einfacher anzuwenden war als bei einem Streifen von der Größe von OCEAN’S ELEVEN. Noch etwas: Während des Drehs liest er einmal in der Woche das komplette Drehbuch von vorne bis hinten, um nicht aus den Augen zu verlieren, worum es eigentlich geht. Und während des Schnitts sieht er sich den kompletten Film zwei- bis dreimal die Woche an, um zu sehen, wo er noch etwas verbessern kann.

Autor Griffin steuert weniger interessante Infos bei – obwohl an manchen Stellen anklingt, daß er Szenen anders geschrieben hat, als sie Soderbergh dann inszeniert hat. Soderbergh erklärt bei einer ganzen Reihe von Sequenzen, daß ihm die Ausleuchtung nicht gefällt oder seine Auflösung nicht gut ist, aber daß er die Szene trotzdem nicht nochmal gedreht hat, weil die Performance der Schauspieler perfekt war.

THE NAKED GUN 33 1/3, mit Produzent/Autor David Zucker, Produzent Robert K. Weiss, Regisseur Peter Segal und einem Moderator. Die Audiokommentare zu den vorangegangenen NACKTE-KANONE-Filmen mit Weiss und Zucker waren ja schon sehr witzig: „Not many people realize that this movie is based on Shakespeare’s The Tempest“, wird da zum Erstling erklärt, und Zucker erzählt, wie er seinem Bruder Jerry davon abgeraten hat, GHOST zu machen: „Whatever you do, you’ll always have a dead guy in the end“, hat er seinen mangelnden Glauben an das Potential der Geschichte erklärt. Die Burschen machen sich mit Vorliebe über sich selbst lustig. Der Kommentar zum dritten Film ist dank Peter Segal noch um einiges alberner: So mancher Moment geht in aufgeregtem Durcheinanderreden und unkontrolliertem Gelächter unter. Wenn Fred Ward auftaucht, erklären sie, daß sie ja pro Film einen „legitimate actor“ anheuern. Zucker erklärt, daß sie Peter Segal angeheuert haben, weil er lesen kann. Schönster Moment? Einer der Burschen sagt, wie toll er eine der Nebendarstellerinnen findet, woraufhin er erinnert wird: „You were married at the time, weren’t you?“. Antwort: „Even the fat man gets to look at the menu.“

Nebengedanke: Eigentlich muß man Peter Segal ja bewundern. Erster Film die dritte Nackte Kanone, danach Blödsinn mit Chris Farley, DER VERRÜCKTE PROFESSOR II und zwei Adam-Sandler-Filme. Klamauk von vorn bis hinten, und jetzt gerade mit dem fetten Blockbuster GET SMART mit Steve Carrell und Anne Hathaway im Kino. Auch mit Krawallhumor kann man zum gefragten Regisseur werden. Wenn man ihn auf dem Audiokommentar so hört, ist sein Geheimnis schnell klar: Der Bursche ist einfach total gerne albern. Ich finde das sympathisch.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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