Captain Dork!

Uncategorized / 11. September 2006

Es ist vollbracht: Der zweite und letzte Teil der zweiteiligen POLICE-ACADEMY-Session wurde gestern in Obi-Wahns Domizil abgehalten und hat für Begeisterung gesorgt. Nachdem die ersten drei Teile noch vor meiner Zeit im Exil, beziehungsweise in der Steiermark, von unserem weisen Jedi und mir goutiert wurden, haben wir uns die restlichen vier aufgespart. Eigentlich wollte ich ja alle sieben Teile auf einen Schlag schauen, aber der Teilnehmer mit dem Älterenrecht (sowie Heimvorteil) hat ein Machtwort gesprochen: „Nein“.

Was haben wir also gelernt? Teil 4 – CITIZENS ON PATROL, oder auf gut deutsch UND JETZT GEHT’S RUND – kann mit Sharon Stone aufwarten, die Steve Guttenberg zum Schluß im Heißluftballon entführt und für die restlichen Sequels nicht mehr hergibt. Bobcat Goldthwait ist noch ein letztes Mal dabei, auch wenn seine Präsenz hier schon kommerziell verwässert wurde: „Man versteht ihn zu sehr,“ observiert Obi-Wahn, kichert aber nach wie vor jedes Mal, wenn Bobcat auch nur auf dem Bildschirm erscheint. Ein großes, bislang verkanntes Schauspieltalent offenbart sich in Corinne Bohrer, die Bobcat mit ganz ernstem Gesicht sagen darf: „I think you’re just about perfect.“ Wer Bobcat das ohne Kichern entgegenbringen und ihn dann auch noch küssen kann, verdient unseren größten Respekt. Vermutlich hätte sogar Judi Dench damit Probleme.

Zeitgeist-Alarm: Es wird geskateboardet (unter anderem von Tony Hawk, den der weise Wahn gar nicht kannte)! Die Endsequenz zeigt sich spektakulärer denn je, unter Einsatz von Ballons, Doppeldeckern und Ninjas (Grüß Gott, Herr Dudikoff). Und David Spade darf den ersten Film seiner mit Highlights gespickten Karriere verzeichnen.

Teil 5 bietet ein besonderes Schmankerl: René Auberjonois, den wir alle als Odo kennen und lieben, zeigt hier, daß er schon lange vor STAR TREK ein grandioser Charakterdarsteller war. Schön auch, daß mit Matt McCoy ein Schauspieler gewonnen wurde, der Steve Guttenberg nicht einfach ersetzt, sondern eine ganz eigene Persönlichkeit mitbringt. Janet Jones zeigt sich als Frau an seiner Seite schauspielerisch auch sehr gewandt, während Archie Hahn als trotteliger Henchman illustriert, wie sehr der Film der klassischen Stummfilmtradition verbunden ist. Der Alligator, der Captain Harris zum Schluß beinahe verspeist, wurde übrigens von einer Firma namens „Generic Effects“ erstellt – zum Charme der POLICE-ACADEMY-Filme gehört eben nicht nur der hohe Wiedererkennungswert, sondern auch die entwaffnende Ehrlichkeit, mit der nicht nur Polizeiarbeit dem Durchschnittsbürger nahe gebracht wird.

WIDERSTAND ZWECKLOS bzw. CITY UNDER SIEGE heißt es für Teil 6, bei dem Kenneth Mars und Gerrit Graham mitwirken dürfen. Die Handlung ist diesmal noch spannender als im eher gemütlich erzählten fünften Teil und zeichnet den Film als eine Art Vorhut zur späteren 24-Dramaturgie: Ein mole innerhalb der Polizei spielt den Verbrechern geheime Informationen zu! Besonders schön, daß diesmal Michael Winslow einen Teil seiner Stand-Up-Routine präsentieren darf und während eines Stromausfalls als Besitzer des einzigen funktionierenden Mikrophons in ganz New York seine allseits beliebte Jimi-Hendrix-Imitation vom Stapel lassen kann. Nicht zu vergessen sein gelungener Seitenhieb auf die stets schlechte Synchronisation alter Kung-Fu-Filme, die er auch in den Teilen 1-5 schon anbringen durfte. Ein wunderbares Beispiel für einen Running Gag: Sollte man Teil 1-5 verpaßt haben, ist der Schmäh sehr komisch, und wenn man alle gesehen hat, ist der gleiche Schmäh beim sechsten Mal auch sehr komisch. Produzent Paul Maslansky weiß schon genau, was er tut.

Nummer sieben – MISSION TO MOSCOW – wird ja von den ACADEMY-Fans nicht ganz so geliebt wie die sechs Vorgänger, obwohl er mit der besten Besetzung aufwarten kann: Christopher Lee! Ron Perlman! Claire Forlani! Immerhin sind 5 Jahre seit Teil 6 vergangen, und nur wenige der bekannten Gesichter finden sich auch in Teil 7 wieder. Obi-Wahn, stets ein kritischer Kommentator, fand aber, daß sich der (bislang) letzte Teil hervorragend in die gesamte Serie eingliedert, und fand sich ebenso gut unterhalten wie bei den vorangegangenen Filmen. Ich selbst kann dem nach mittlerweile vierfachen Ansehen auch zustimmen, obwohl der siebte Teil doch ein wenig abfällt. Die Geschichte ist ein wenig zu ernst, die Scherze zünden nicht immer zu 100%, und Proctor wird schmerzlich vermißt. Freunden aufregender TV-Unterhaltung wird aber auffallen, daß die Moskau-Mission als Vorbote von ALIAS gelten darf – es wird viel undercover gearbeitet, und zwar bei jedem Einsatz unter Aufgebot der ganzen Truppe. Und zu guter Letzt zeigt Teil sieben, was wir schon dank Teil 1 und 4-6 wissen: G.W. Bailey ist definitiv a good sport. Der macht alles mit.

Bis nun Teil 8 endlich gedreht wird und ins Kino kommt, müssen der weise Wahn und ich uns mit anderen Filmsessions über Wasser halten. Die von mir vorgeschlagene Spaghetti-Western-Nacht wurde brüsk abgelehnt, die geschmeidige CRITTERS-Session eher mit endenwollender Begeisterung bedacht. Darum beim nächsten Mal: A CHINESE GHOST STORY, Teil 1-3. Drei der aufregendsten Filme, die je aus Hong Kong zu uns gekommen sind. Wir berichten!

„This program is just like you, Mahoney: A bad idea.“

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, handelte von einem Schriftsteller, der eine junge Frau entführt, weil er sie als Inspiration für sein Buch braucht. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, unter anderem für Film & TV Kamera, Celluloid, GMX, den All-Music Guide, 35 Millimeter, Neon Zombie und Salzburger Nachrichten. Er hält Vorträge zu Filmthemen und kuratierte 2014 an der Universität Salzburg eine Filmreihe zum Thema "Erster Weltkrieg".





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