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Alles ist verloren!

Damon Lindelof, fürhin ein Mensch, der sich gerne und oft an die Medien wendet, um in selbigen halbgare Statements zu einem informativen Nullsummenspiel hinzuzufügen, ließ letztens verlautbaren, daß er sein geliebtes Inseldrama LOST nach vier oder fünf Staffeln beenden möchte, um dann einen Film fürs Kino zu produzieren.

Seht ihr, Kinder … nichts ist mit Auflösung am Schluß der Serie! Keine Antworten! Wir lassen die Typen einfach noch zwei Stunden auf der blöden Insel versauern! Und in der Fortsetzung hocken sie dann noch ein bißchen mehr am Strand herum!

Mal abgesehen davon, daß die Show in der zweiten Staffel schwer an Glanz verloren hat, nachdem der modus operandi des Erzählens mittlerweile sein Blaupausen-Schema offenbart hat (sämtliche Figuren geben auf gerade Fragen stets völlig kryptische Antworten; sämtliche Geschehnisse bleiben krampfhaft mysteriös, weil sie entgegen jeder Vernunft einfach stets unkommentiert bleiben; die immer bedeutungsloser werdenden Rückblenden werden jetzt durch immer haarsträubendere, vermeintlich relevante Verbindungen am Leben erhalten), kann ich mir einfach nicht vorstellen, wie die Serie im Kino funktionieren soll. Was könnte schon in den zwei Stunden passieren, nachdem die Serie offenbar die Geschichte ohnehin nicht fertig erzählen will?

Season 3 – ab September – muß schon einen schwer genialen Einstieg haben, um mich und das Ruder wieder herumzureißen.

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Christian Genzel
Christian Genzel arbeitet als freier Autor und Filmschaffender. Sein erster Spielfilm DIE MUSE, ein Psychothriller mit Thomas Limpinsel und Henriette Müller, erschien 2011. Außerdem drehte Genzel mehrere Kurzfilme, darunter SCHLAFLOS, eine 40-minütige Liebeserklärung an die Musik mit Maximilian Simonischek und Stefan Murr, und den 2017 für den Shocking Short Award nominierten CINEMA DELL' OSCURITÀ. Derzeit arbeitet er an einer Dokumentation über den Filmemacher Howard Ziehm und produziert Bonusmaterial für Film-Neuveröffentlichungen. Christian Genzel schreibt außerdem in den Bereichen Film, TV und Musik, u.a. für die Salzburger Nachrichten, Film & TV Kamera, Ray, Celluloid, GMX, Neon Zombie und den All-Music Guide. Er leitet die Film-Podcasts Lichtspielplatz, Talking Pictures und Pixelkino und hält Vorträge zu verschiedenen Filmthemen.

    2 Comments

    1. du bist zu negativ mann. die serie läuft solang der sender will. und den film machen sie nie. wurscht was der redet.

    2. Die Serie krankt an einigen fundamentalen Problemen, die man nicht so leicht korrigieren kann. 1) In der ersten Staffel hatte man das Gefühl, dass die Gruppe schön langsam zusammenwächst. In der zweiten Staffel sind die Figuren völlig isoliert und treffen sich nur punktuell, um irgendein Abenteuer zu bestehen. Es ist völlig unklar, …
      … wer gerade was weiß.
      … wer gerade welche Pläne hat.
      … was die community will.
      2)Über die Hauptfiguren weiß ich jetzt nicht mehr als am Anfang der Staffel. Die Figurenentwicklung ist völlig zusammengebrochen. Locke war einer der coolsten Charaktere und ist jetzt nicht einmal eine Erwähnung wert.
      Die Gruppe ist auch viel zu groß. Charlie steht schon die ganze Staffel nur blöd herum.
      3) Das gravierendste Problem ist aber die Zeitstruktur. Als in der Michael-Folge „16 days ago“ eingeblendet wurde, war mir überhaupt nicht klar, dass wir jetzt ganz zum Anfang zurückkehren. Wenn in der wirklichen Welt ein Monat vergeht und in der Serie gerade mal ein Tag, dann wird das höchst problematisch. Wenn ich (in Serienzeit) eine Figur ein paar Stunden nicht sehe oder an einem Tag einmal nicht so viel passiert, dann bedeutet das in Realzeit eine Figur fast völlig zu vergessen oder die Serie wochenlang für ereignislos zu halten.
      Das season finale hat nur ein paar Dinge bestätigt, die sowieso schon lange klar sind (die Others sind alle fake etc.) Ich kann mir nicht vorstellen, wie die dritte Staffel da mehr Richtung reinbringt. Ich fütchte auch, dass LOST wie ALIAS endet.

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